Während alle noch über Wet Leg reden, stehen Horsegirl schon längst in den Startlöchern und scharren mit den Füßen. Mit Schlagzeilen wie “Must-Hear Indie Artist of the Month” von Billboard im Mai gepriesen, sind Horsegirl ein Dreiergespann von wirklich sehr jungen Damen aus Chicago (Lebensphase: College-Erstsemester/High-School-Graduates), das mit dem Debütalbum „Versions of Modern Performance“ direkt bei Matador Records gesigned wurde.
Kaum verwunderlich, denn es fällt leicht, von Grund weg Fan der Musik dieser Durchstarterinnen zu sein. Sie bedienen aus ihrer eigenen DIY-Bastelecke heraus einen Sound der stark an die Erste Garde der 80’s Post-Punk und 90’s Alt-Rock Heroen angelehnt ist. Superlative, wie Sonic Youth (in “Billy”), Yo La Tengo (“Live and Ski”) oder Gang Of Four (“Option 8”) wären nur ein Bruchteil der Referenzen. Die großen Vorbilder klingen nicht nur musikalisch durch, sondern werden wie in “World of Pots and Pans” auch unverblümt textlich referenziert. Ganze Zeilen aus The Cures “Just Like Heaven” oder Gang Of Fours “Damaged Goods” finden hierbei auf harmonische Art und Weise Einzug in den Song, und dass, ohne geklaut oder fehl am Platz zu klingen. Der Fokus liegt ohnehin weniger auf besonders poetischen oder spitzzüngigen Lyrics in Eigenkreation als vielmehr auf der klanglichen Texturierung wesentlicher Merkmale, die die Band (und wir) an der Rockmusik des späten 20. Jahrhunderts so lieben.
Auch wenn das Album letztlich im Studio entstand, soll der DIY-Aspekt das stilbildende Motto auf „Versions of Modern Performance“ sein. “(…) it was made by three friends together in a basement. We hope that comes through.” Von unbekümmerten Jugendlichen besetzte Kellerräume mit Postern an den Wänden, schmuddeligem Perserteppich und dieser einen, verranzten braunen Ledercouch sind wohl das ideale Setting, in welches Horsegirl die Zuhörer nach ihrer Vorstellung transportieren möchte. Die Referenzen, die lässig effekt-verzerrten Gitarren und zu guter Letzt auch die Musikvideos tragen fraglos dazu bei.
Beim Song “Billy”, dem krönenden Abschluss des Albums, gibt es im 4:3 Format über die volle Länge Handkamera-Nonsens zu sehen. In bester Manier wie es Pavement oder Dinosaur Jr vorgelebt haben. Mit derart vielen herausragenden Einflüssen im Gepäck werden Horsegirl im Übrigen diesen Juni schon in Deutschland zu sehen sein — unter anderem auf dem Maifeld Derby, wo sie vom Kenner-Publikum mit Sicherheit warm und voller Nostalgie empfangen werden.
10.06.2022 Gießen – Stadt ohne Meer
12.06.2022 Mannheim – Maifeld Derby
28.06.2022 Köln – Bumann & Sohn
29.06.2022 Berlin – Monarch
02.07.2022 Hamburg – Molotow Skybar