Anna Müller und Paul Wallner mögen die Extreme. Möchte man den Sound von HVOB in seiner Vollständigkeit erfahren, bietet sich ein Live-Video von 2019 an, welches das Elektronik-Duo in dem monumentalen Becher „Copa del Sol“ zeigt. Hier trifft die Opulenz des Bauwerks auf eine gewisse Intimität, die die Musik von HVOB ausmacht.
HVOB haben schon immer mit der Gegensätzlichkeit von Fragilität und Ausbruch gespielt, doch handelte es sich dabei eher um zärtliche Ausbrüche, getrieben von Vergebung und Loslassen. Exemplarisch wäre hier „Sync“ vom 2019er Album „Rocco“ zu nennen, dessen langsamer Aufbau nicht in Härte und Bombast aufgeht, sondern die Lösung im Vergeben findet: „Pick me up / In an orange car / Take my heart / Take me far“.
Inhaltlich steht das neue Album „TOO“ dem Ganzen in nichts nach, doch wird die Härte der musikalischen Ausbrüche um ein Vielfaches hochgefahren. „Forgive me what i’ve said was not the truth“, heißt es da in „Bruise“, während die Techno-Kickdrums von Anfang an im Hintergrund pumpen. Das ist als Opener und Lead-Single ein Statement, das sagen will: Wir drehen die Regler jetzt in beide Richtungen noch weiter auf.
Doch weiß das Duo auch, wann es seinen Zuhörer:innen eine wohlverdiente Pause von der Techno-Stampferei geben muss. „2:16“ geht in das komplett andere Extrem und baut sich als minimalistische Ambientnummer zum diesmal ruhiger gestalteten Höhepunkt auf. Und das ist auch bitter nötig, kommt doch wenig später mit „Kid Anthem“ die wahrscheinlich härteste Nummer des Albums dahergebrettert, inklusive jaulenden Sirenen und treibenden Technobeats. Und „Gluttony“ findet auch lyrisch den Weg auf die dunkle Seite: „Only with a hole in my body I feel alive“ singt Müller in einem Moment der Klarheit, bevor alles wieder über sie hereinbricht.
Müller und Wallner merkten in einem Interview mit music austria selbst an, dass „TOO“ ihr härtestes und weichstes Album sei. Dieser etwas andere Anstrich einer bekannten Formel tut dem Elektronik-Duo ungemein gut, da er nicht nur dessen ambivalente Soundpalette erweitert, sondern auch für mitreißende Abwechslung sorgt. Da können die nächsten Live-Events nicht schnell genug kommen.
21.04.2022 München – Muffathalle
23.04.2022 Berlin – Huxleys
30.04.2022 (AT) Linz – Posthof
05.05.2022 Frankfurt – Batschkapp
06.05.2022 Köln – Live Music Hall
08.05.2022 Hamburg – Gruenspan
12.05.2022 Stuttgart – Im Wizemann
14.05.2022 Nürnberg – Z-Bau
15.05.2022 Leipzig – Conne Island
21.05.2022 (AT) Graz – Orpheum
18.06.2022 (AT) Wien – Checkfest