Text: Christian Selzer, 31. August 2018

Als im Königreich die Lichter ausgingen, schlug die Stunde der Idles. Der Post-Brexit-Punk ihres ersten Albums „Brutalism” legte den Finger tief in die Wunde und lieferte einen bissigen Kommentar zur vergifteten Stimmung im Land. Der Guardian kürte darauf das Quintett aus Bristol sogar zu „UK’s best punk band”. 18 Monate und 200 Shows später erscheint mit „Joy As An Act Of Resistance” jetzt der Nachfolger.

Schnell wird klar, dass Idles nichts an Stoßkraft verloren haben. „Joy As An Act Of Resistance” ist wild, roh und von einer Wucht, die den Hörer mitreißt. Die mitgröllfähigen Refrains der neuen Songs werden auch bei der kommenden Tour die Konzertgänger begeistern. Das Image einer chaotischen Rumpeltruppe pflegt die Band ohnehin mit eifriger Disziplin, dazu genügt ein Blick auf den Instagram-Channel oder die Pressefotos. So weit, so vorhersehbar. Dass Idles auch mit ihrem zweiten Album weit über die Blaupause einer Böse-Buben-Band hinausreichen, ist Sänger Joe Talbot zu verdanken. Mit überraschenden Songtexten gelingt es ihm immer wieder, den schroffen Lärm mit maximaler Verletzlichkeit zu konterkarieren. Der Opener „Colossus” betreibt schonungslose Aufarbeitung und erzählt die Geschichte einer gescheiterten Vater-Sohn-Beziehung mit der Wucht eines Erdrutsches. „Samaritans” zerschmettert die Konventionen der Männlichkeit mit dem Vorschlaghammer und dreht nebenbei Katy Perry durch den Fleischwolf. I kissed a boy and I liked it? Schöner hat schon lange niemand mehr der heteronormativen Vorherrschaft den Mittelfinger gezeigt. Starke Platte, die mit klaren Fronten und pointierten Statements genau zur richtigen Zeit kommt.

09.11.2018 Hamburg – Knust
10.11.2018 Leipzig – UT Connewitz
11.11.2018 Berlin – SO36
14.11.2018 (AT) Wien – Flex Cafe
16.11.2018 München – Ampere

VÖ: 31. August 2018 via Partisan Records