Text: Maximilian Heß, 23. April 2021

International Music haben mit ihrem Debüt “Die Besten Jahre” 2018 für großen Wirbel in der Deutschpop-Szene gesorgt. Wie konnte man gleichzeitig so retro und doch so modern klingen? Ein Hype war geboren. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an den Nachfolger “Ententraum”. Und der scheint sich der Bürde der Begeisterung durchaus bewusst.

Die ersten Single-Auskopplungen zum neuen Album des Trios ließen darauf schließen, dass Ententraum ein klassisches International Music-Album sein würde. Und dieser Eindruck verfestigt sich beim hören von “Ententraum”. Das Album bringt alles mit, was auch “Die Besten Jahre” zu einem herausragenden Pop-Album gemacht hat.

Schon der Opener “Fürst von Metternich” wird Fans des Sounds der Band aus Essen glücklich machen: Traditionell mehrstimmig singen die Band-Köpfe Pedro und Peter einen Song, den die beiden auch um zwei Uhr nachts in einer leeren Raucherkneipe auf einen Bierdeckel hätten kritzeln können, aufgebaut auf ein Soundfundament, das an die Vaselines erinnert. Dabei überrascht “Ententraum” immer wieder mehr, als der Opener vermuten lassen würde. Sei es der klassische Noise-Punk Song “Spiel Bass” oder Wall Of Sound-Experimente bei “Marmeladenglas”. Irgendwo zwischen Shoegaze und Post Punk befindet sich die Komfortzone von International Music. Eine Komfortzone, die sie für Ausflüge in Kraut, Punk und geradezu gefälligen Gitarrenpop gerne mal verlassen.

Textlich passiert auf Ententraum das, was auch schon das Debütalbum so spannend gemacht hat: Die Texte von International Music sind gleichzeitig bedeutungsschwanger und sinnentleert, entweder als Scherz gemeint oder als kleine Kunstwerke. Wahrscheinlich sind sie am Ende beides. Genau diese Originalität durch Merkwürdigkeit macht die Texte von Ententraum so eingängig. “Die Höhle der Vernunft, sagt man sich, sei wunder- wunderschön!” – Wer das nicht noch einen halben Tag vor sich hin summt hat Pop nie geliebt.

Ententraum ist, in der Summe betrachtet, ein besseres Album als “Die Besten Jahre”. Das Songwriting ist noch eine Spur besser, die Experimente sind sinnvoller in den Albumkontext integriert und auch klanglich macht das Album vieles richtig. Paradoxerweise ist das am Ende allerdings gar nicht so relevant. Denn einen solchen Hype zu kreieren wie es das Debütalbum schaffte, das kann Ententraum nicht. Dafür ist es zu konservativ geschrieben. Das heißt aber nicht, dass nicht alle, die an International Music oder merkwürdigem deutschem Gitarrenpop Freude haben das Album – zurecht – lieben werden.

11.06.2021 Essen – Zeche Carl
12.06.2021 Mainz – Zitadelle
09.07.2021 Schorndorf – Manufaktur
04.10.2021 Köln – Gebäude 9
05.10.2021 Hamburg – Uebel & Gefährlich
08.10.2021 Rostock – Peter Weiss Haus
09.10.2021 Leipzig – Naumanns im Felsenkeller
12.10.2021 Dortmund – FZW
13.10.2021 Hannover – LUX
14.10.2021 Bremen – Lagerhaus
16.10.2021 Jena – Kassablanca
17.10.2021 Dresden – Groovestation
21.10.2021 Düsseldorf – zakk
22.10.2021 Augsburg – Kantine
23.10.2021 München – Technikum
24.10.2021 Darmstadt – Centralstation
25.10.2021 Stuttgart – Merlin
26.10.2021 (CH) Bern – Dachstock
27.10.2021 (CH) Zürich – Bogen F
28.10.2021 (CH) St. Gallen – Palace
29.10.2021 (CH) Basel – Kaserne
31.10.2021 Berlin – Festsaal Kreuzberg
04.11.2021 Nürnberg – Club Stereo
05.11.2021 (AT) Wien – Fluc
06.11.2021 Ingolstadt – Kunstbühne Neue Welt

VÖ: 23. April 2021 via Staatsakt