Text: Christoph Walter, 21. Januar 2021

Selbst in den unsichersten Zeiten kann man sich darauf verlassen, dass früher oder später James Yorkston – meist mit illustren Kooperationspartern im Schlepptau – mit einem neuen Album um die Ecke gebogen kommt. Voilà: „The Wide, Wide River“ heißt das aktuelle Werk des Schotten, der sich diesmal The Second Hand Orchestra aus Schweden um den Produzenten und Dirigenten Karl-Jonas Winqvist mit ins Boot geholt hat.

Die acht Songs der Platte stammen allesamt aus der Feder von James Yorkston, der Ende dieses Jahres seinen 50. Geburtstag feiert, die Parts der schwedischen Musiker, darunter auch Peter Morén von Peter, Bjorn & John, wurden zum Großteil erst während der lediglich drei Tage dauernden Aufnahmen improvisiert. Dadurch entsteht etwas, das man in den sterilen vergangenen Monaten schmerzlich vermisst hat, nämlich Intimität und Wärme. „The Wide, Wide River“ lässt einen beim Hören an eine schiefe Hütte irgendwo an der schottischen Küste denken. Draußen tristes Grau, innen Tee mit Milch, Shortbread und Musiker mit viel zu wenig Abstand, die Songs wie das an „Eleanor Rigby“ geschulte „Ella Mary Leather“ oder das siebeneinhalbminütige, sacht dahinfließende, aber trotzdem einnehmende „To Soothe Her Wee Bit Sorrows“ zum Besten geben.

Zwischendrin droht dem oft an den Kammerpop der verehrten The Miserable Rich erinnernden „The Wide, Wide River“ manchmal ein wenig die Puste auszugehen. Aber Yorkston & Co. bekommen immer wieder rechtzeitig die Kurve und beglücken mit weiteren Glanzlichtern wie „Choices Like Wide Rivers“ über die Widrigkeiten der Liebe (eine prominente Textzeile lautet schlicht „love hurts, love hurts, love hurts“) oder „A Very Old-Fashioned Blues“, ein wehmütiger Abschiedsgruß an einen Freund, garniert mit mehrstimmigem Gesang.

Auf James Yorkston ist eben immer Verlass. Und irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft folgt dann sicher auch schon das nächste Album.

VÖ: 22. Januar 2021 via Domino Records