Text: Lennard Göttner, 04. Februar 2022

Aus einem kleinen Zimmer in der belgischen Provinz heraus musizierte sich Künstler Jan Verstraeten vor gerade einmal vier Jahren zu einem heiß gehandelten Newcomer. Als Vorzeigebeispiel des Bedroom Pop, also der DIY-Musik aus den eigenen vier Wänden heraus, lässt sich der Belgier dennoch alles andere als geeignet heranziehen. Denn schon zu Beginn seines musikalischen Schaffens schien Verstraetens Klanggefüge stets einen entscheidenden Schritt weiter zu sein. 2019 erschien die Debüt-EP „Cheap Dreams“ und Verstratens Name etablierte sich immer fester in der belgischen Musiklandschaft.

Nun steht sein langersehntes Debütalbum endlich in den Startlöchern. Der Longplayer trägt den Titel „Violent Disco“ und bringt elf mitreißende Songs mit sich. Orchestrale Passagen wechseln sich hier ab mit energischen, teilweise sogar fuzzigen Gitarren-Sounds. Eine genretypische Einordnung fällt mehr als nur schwer. Der Belgier beherrscht die sanften Töne, so beispielsweise auf „Lover, I Wanna Be Forgotten“ und schreckt gleichzeitig nicht davor zurück, seine Hörer:innen mit bebenden Naturgewalten wie dem titelgebenden Stück „Violent Disco“ von den Stühlen zu reißen und zu einem Tanz einzuladen.

Mit seiner gewalttätigen Disco nimmt uns der Künstler mit auf eine wilde Achterbanfahrt der Launen und Stimmungen. Verstraeten selbst erklärt, dass auch der pandemische Ausnahmezustand seine musikalische Exzentrik und Abenteuerlust befeuert habe:

During the pandemic I slowly turned into a hungry beast, desperately looking for adventure and excitement. Nobody will be waiting for a sad record when this is over.

Wahnsinn trifft Sentimentalität und über allem ragt die musikalische Virtuosität des Belgiers. Violinen, Gitarren-Riffs und Pianos vereint Verstraeten allesamt auf seinem Werk. Und sogar vor einem Britney Spears-Cover schreckt er nicht zurück; welches ebenfalls höchst elegant daherkommt. Nach einem souligen „Hit Me Baby“ werden Hörerinnen und Hörer kurz vor Ende der LP dann vom Feel-Good-Track „Goodbye World“ in die höchsten Ebenen des Glücksrausches befördert. Selbst der legendäre Percy Faith würde vermutlich seinen Hut vor dem Streicher-Arrangement innerhalb des Stückes ziehen. „Violent Disco“ ist ein Debüt, das im Kopf bleibt – und Jan Verstraeten ein Name, den wir in den kommenden Jahren zwangsläufig noch öfter hören werden.

VÖ: 04. Februar 2022 via Unday Records