Text: Alex Schulz, 12. März 2021

Das nunmehr elfte Studioalbum von Jane Weaver ist raus. Ein denkbares Motto der neuen Platte: Jane Weaver goes Pop. Aber auch: Jane Weaver being Jane Weaver. Eine wie sie wäre nicht sie selbst, sollte die experimentierfreudige Künstlerin urplötzlich eine Pop-Platte mit aalglatt produzierten Hits, Reihe an Reihe in die Musikwelt entlassen. Stattdessen verarbeitet die Britin in „Flock“ unwiderstehliche Pop-Melodien, die bei so manchen Künstlern in kompletter Länge zum planbaren Erfolgshit ausgeschlachtet und (über-)produziert worden wären, lediglich in Sequenzen. Sie sind eingebettet im Weaver-typischen Sammelsurium aus geschickt zusammengewürfelten Klangwelten.

Über den Ladentisch geht demzufolge eine Bunte Tüte süß-klebriger Pop-Leckereien, jedoch als magenfreundliche Portion. Die Gefahr eines Zuckerschocks wird außerdem im Mix mit exotischen Beigaben gebannt. Bei ihrem neuesten Streich ist dies laut Weaver beispielsweise australischer Punk! Außerdem dazu: russische Aerobic-Music-Einflüsse aus den Tele-Gym-Zeiten der Achtziger, und, mit libanesischen Torch Songs, die Empfindsamkeiten über die Flamme der (unerwiderten) Liebe.

Tatsächlich fällt es sogar leicht, sich mit dem Wissen um die genannten Einflüsse, jene wahnwitzige Auswahl auch beim Hören von „Flock“ einzubilden. Punk-Attitüde zeigt Weaver bereits deutlich beim dritten Track, „Stages of Phases“. „All The Things You Do“ dagegen, ist im Stile eines orientalischen Liebesliedes gehalten. Jane Weavers langezogene Vocals mäandern anklagend und sehnsuchtsvoll zwischen den Tonlagen, begleitet von einprägsamen Drum-Patterns und weirden Synthies. Der Closing-Track „Solarised“ beschwört wiederum unweigerlich das Bild von FitmacherInnen mit neon-farbenen Stirnbändern und Turnoutfits auf einer grell-ausgelichteten Fernsehbühne. 80er Dance-Moves mit TikTok-Potenzial im Kopfkino inklusive. Pump it up!

Fazit: Jane Weaver baut sich ihre Welt – auch noch auf ihrem bisweilen elften Album – so, wie sie ihr gefällt. „Flock“, ein Album, das sie laut eigener Aussage schon immer machen wollte, wird sowohl Freunde ihrer bisherigen Musik als auch jegliche Electronica- und Synthie-affinen Musikhörer zufriedenstellen. Mit seinem einzigartigen Stilmix hat „Flock“ bereits jetzt gute Chancen in die Bestenlisten des noch jungen Jahres 2021 einzugehen.

VÖ: 05. März 2021 via Fire Records