Text: Oliver Schröder, 29. Mai 2017

Wo kommen wir her? Wo geht es hin? Unter dem Universum läuft heute nichts mehr. Vielleicht ist es ein Zeichen der Zeit, dass sich experimentelle Musiker nicht mehr nur mit der Erforschung ästhetischer Grenzen auseinandersetzen wollen, sondern sich stattdessen einen sinnstiftenden Überbau schaffen. Jane Weaver vergrub sich für „Modern Kosmology“ in einem Labor voller klassischer Versuchsanordnungen und folgte den großen Denkern der Popgeschichte. Und sie kennt sich in der Materie bestens aus.

Mit „Modern Kosmology“ nutzt sie ihr Wissen allerding weniger, um Neues zu erschaffen, sondern eher, um neue Perspektiven auf die Werke etablierter Koryphäen des Kraut-Pop zu eröffnen. Und dabei geht Weaver sehr sorgfältig vor: Kraftwerk, Can, Neu! für das Fundament; Goldfrapp, Stereolab und Broadcast für den Feinschliff. Dabei eckt sie mit ihren Songs selten an, bricht keinerlei Konventionen und fokussiert sich beinahe durchgängig auf federnde Popmelodien. Daran kann auch kein knarzender Synthesizer, keine mäandernde Beatschleife etwas ändern. Eine Fleißarbeit, aber eine gut recherchierte. Die großen existenzialistischen Fragen können ja andere beantworten.

VÖ: 19. Mai 2017 via Fire Records