Text: Oliver Schröder, 30. Mai 2018

Bitterschräg Symphony: Traumwandlerisch und doch voller Widersprüche bewegt sich Jo Hirabayashi durch die Indierock-Freakszene der frühen neunziger Jahre und verpasst ihr einen kanadischen Anstrich aus paranoider Schizophrenie.

Jo Passed orientieren sich zwar an vergangenen goldenen Rockzeiten, aber transportieren trotz klarer Pixies- und Dinosaur Jr.- und „Pablo Honey“-Anleihen keinerlei Nostalgie. Vielmehr experimentieren Sie mit Wut und Melancholie und flirren mit einer beständigen Unbeständigkeit zwischen Harmoniebedürfnis und kontrollierter Zerstörungskraft umher. „MDM“ ist beispielsweise ein 1A-Gitarrenknaller á la „Velouria“, der immer wieder hysterisch über die Stränge schlägt. „Glass“ weiß nicht, ob es kraftvoll ins Ziel sprinten, direkt zu den Sternen springen oder einfach nur angewurzelt stehenbleiben soll. Hirabayashis Vocals ziehen dazu wie apathische Nebelschwaden durch die Löcher in den splitterigen Songs. Und auf diese Weise geht es weiter bis zum fantastischen letzten Stück „Places Please“, das zwar auch mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet, aber dermaßen berührt, dass man sich gerne an die Arbeit macht, sich auch den Rest des Albums bis auf den letzten kreischenden Akkord zu erschließen.

VÖ: 25. Mai 2018 via Sub Pop Records