See me, feel me: Im zweiten Teil der „Pentimento“-Reihe gestaltet der Konzeptmusiker Jon Hassell erneut Formen und Farben und kreiert auf diese Weise Sound-Kunstwerke, an denen man stundenlang herumrätseln möchte. Oder man erfreut sich einfach an den entstehenden Bildern und Texturen, denn die Stücke sind trotz ihrer durchdachten Komplexität auch wunderbar einfach nur mit dem Bauch erfahrbar.
Hassell greift tief in die DNS seiner Klänge und lässt etwas Einheitliches entstehen, das so neuartig wie selbstverständlich das Licht der Welt erblickt: stimmungsvoll düstere Filmscore-Schnipsel („Cool Down Coda“), rhythmisch-krautige Grooveminiaturen in Dauerschleife („Fearless“) oder Ambientstudien („Timeless“). „Mein Ausdruck ‚Fourth World‘ umschreibt ein sinnliches Koordinatensystem, in dem sich für die Balance zwischen uralter Weisheit und neuesten Technologien organische Formen finden lassen.“, sagt er selbst über seinen Stil. Ein synästhetischer Ansatz durchzieht das Album deutlich wahrnehmbar, ist aber eher Mittel zum Zweck. Seine Tracks beinhalten viele mikroskopisch kleine Elemente, die von seinem musikalischem Werdegang erzählen: Trompeter, Stockhausen-Schüler, Miles-Davis-Einflüsse, Terry Riley, Brian Eno, David Byrne und unzählige weitere Verknüpfungen, die den Genpool für „Seeing Through Sound“ bilden. Hassell findet dabei immer wieder einen eigenen Zugang, das Vergangene mit der Gegenwart kreativ zu verbinden. Ein faszinierender Prozess jenseits aller zeitgeistigen Trends.