Text: Christian Selzer, 30. April 2019

Dem Lauf der Sonne entkommt keiner. Glücklicherweise gibt es die Schwedin Josefin Öhrn, die mit ihrer Band The Liberation am hellichten Tag pechschwarze Wurmlöcher öffnet. Wer sich hineinwagt, reist in eine somnambule Zwischenwelt, in der dichte Hallschwaden wie Molton-Vorhänge jegliches Licht absorbieren. Flächige Synthpads und akzentuierte Gitarrenriffs flackern durch die Finsternis und über allem thront die entrückte Stimme Josefin Öhrns, die die Hörer in immer neue Traumschleifen lockt.

Aus ihren nokturnen Vermächtnis macht die Band auf „Sacred Dreams”, dem dritten Longplayer der Wahl-Londoner, kein Geheimnis. Im Gegenteil: Sie erhebt die Nacht zum künstlerischen Prinzip. Mit verhuschten Songs, die 70er-Psychedelic, 80er-Electronica und Krautrock umfließen, schaffen Josefin Öhrn and The Liberation einen Soundkosmos, in dem man sich wie in einem warmen Salzwassertank treiben lassen kann. Wehmütig reibt man sich am Ende der Platte die Augen und wünscht sich zurück in eine Parallelwelt, in der ein knarzig-verspulter Disco-Hit wie „Desire” auf Platz eins der Charts steht statt Capital Bra mit einer Coverversion von „Cherri Cherri Lady”. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

VÖ: 26. April 2019 via Rocket Recordings