Text: Judith Jung, 25. Oktober 2018

„I found myself in an aviary full of shrieking birds“ – diese Zeile aus einer Kurzgeschichte der libanesischen Schriftstellerin Etel Adnan diente Julia Holter als Inspiration für ihr neues Album „Aviary“. Tatsächlich vermittelt gleich der erste Track „Turn the Light On“ den Eindruck, man sei in einem Käfig voller aufgescheuchter Vögel gefangen, so schrill und erbost flattern einem dort die Klänge um die Ohren.

„Die Kakophonie des Verstandes in einer schmelzenden Welt“ wollte Julia Holter vertonen und es ist ihr gelungen: Aus dem Chaos der menschlichen Psyche erhebt sich dieses Album auf breiten Schwingen und kreist erbarmungslos über den Köpfen seiner Zuhörer. Letzter Anker der oft in alle Richtungen ausufernden Musik ist Holters Stimme, die mal in sanften Singsang verfällt, mal nüchtern rezitiert, dann wieder mit den Instrumenten um die Wette schreit.

Daran, wie mühelos sie über sämtliche Genregrenzen hinwegsegelt, zeigt sich auch das Björk’sche Erbe von „Aviary“ – einem bunt gefiederten Biest von einem Album, das Holters Avant-Garde-Pop neue und steile Höhenflüge beschert.

27.11.2018 Bochum – Schauspiel
30.11.2018 Berlin – Funkhaus
01.12.2018 Hamburg – Elbphilharmonie
02.12.2018 Frankfurt – Brotfabrik
03.12.2018 München – Kammerspiele

VÖ: 26. Oktober 2018 via Domino Records