Text: Nico Beinke, 21. Mai 2020

Auf dem Artwork ihres zweiten Albums „Consummation“ ist etwas total Einfaches, ehemals Normales abgebildet: Eine Umarmung. Ein Sehnsuchtsort, eine Verheißung – oder besser, eine Hoffnung die aufkeimt. Und dass ist nun wirklich etwas, was Anfang 2020 noch undenkbar war; eine simple Handlung einfacher menschlicher Nähe löst im Betrachter ein massives Gefühl der unerfüllten Sehnsucht aus.

Was durchaus 1:1 auf die Musik, der aus Brooklyn stammenden Katie Von Schleicher, anwendbar ist. Sehnsucht ist sicher ein sehr wichtiges Motiv für Kunstschaffende im Allgemeinen, und Von Schleicher im Besonderen, dem Drang entsprechend, Stillstand eher als Bedrohung zu empfinden. Diametral dazu scheint das Bedürfnis dem Vergangenen nachzutrauern, ein scheinbarer Widerspruch, der trotzdem ebenfalls der Sehnsucht entspringt.

Dazu passend sicher auch die Nähe zur frühen Cat Power, denn die 13 Songs versprühen den rustikalen Charme der 90er-Aufnahmen Chan Marshalls. LoFi spielt für Katie Von Schleicher eh eine große Rolle – ihr Debüt „Shitty Hits“ von 2017 wurde unter Zuhilfenahme eines 4-Spur-Tape-Rekorders eingespielt. Das klingt dann in etwa wie eine geschredderte Folk-Variante Leslie Feists, oder wie Pepi Ginsberg in Dauerverzerrung, und dies im stimmlichen Spektrum zwischen unterkühlter Folklore und Breitband-Klavier-Elegie. Eine wirre Mischung, die anstrengt (auch nach mehreren Durchläufen) und deshalb interessant bleibt.

VÖ: 22. Mai 2020 via Full Time Hobby