Text: Matthias Eichler, 03. September 2020

Mit seiner gewohnten Lässigkeit meldet sich Kevin Morby zurück um zu verkünden, dass am 16. Oktober sein bereits sechstes Album „Sundowner“ das Licht der Welt begrüßen wird. Dieser sympathisch-charmante Kerl zog 2017 von L.A. wieder in sein leerstehendes Haus nach Kansas, um den reizüberflutenden Großstadtflüchen zu entfliehen und sich der Ruhe zu ergeben. Parallel zu seiner letzten Platte „Oh My God“ sammelten sich diverse Songs an, die er vorerst bewusst ruhen ließ und sich weigerte sie zu verfeinern, um sie dann, durch ein analogen Vierspur-Rekorder inspiriert, zu kreieren und zusammenzustellen. Diese Wertschätzung zur Lo-Fi-Manier hatte man schon in den Aufnahmen seiner vergangenen Projekte wie Woods und auch The Babies gespürt; er selbst beschreibt den Arbeitsprozess der „Sundowner“ wie folgt:

I wrote the entire album wearing headphones, hunched over the (Tascam) 424, letting my voice and guitar pass through the machine, getting lost in the warmth of the tape as if another version of myself was living on the inside, singing back at me,” sagt Morby. „I was mesmerized by the magic of the four track not only as a recording device, but also an instrument, and considered it my songwriting partner.

Im selben Zuge der aktuellen Ankündigung präsentiert er seine Lead-Single/Video „Campfire“. Auf dem in Castle Rock/Kansas unter der Regie von Johnny Eastlund & Dylan Isbell gedrehte Video, ist im ersten Part der mit seiner Gitarre umgeschnallte Morby zu sehen, wie er zwischen Kalksteinwänden und kargem Land, irgendwie auch etwas suchend und orientierungslos umherwandert. Zu hören sind achtsam geschwungene Gitarren-Licks und seine anziehende Stimme. Im zweiten Part kommt seine Partnerin Katie Crutchfield (Waxahatchee) in ihrem alten Pickup dazu, auf dessen Ladefläche der ganz in Denim gekleidete Morby aufsteigt und eine Reise in die Dämmerung beginnt. Was wie eine Ford-Werbung beginnt, gipfelt in eine Fahrt in Richtung einer symbolisch anmutenden Dämmerungsszene, die Caspar David Friedrich nicht verheißungsvoller hätte darstellen können.

Man merkt den beiden ihren gemeinsamen Hang zur Dämmerungsmelancholie, die jede Nacht gegen Sonnenuntergang aufzutauchen scheint, an. Seine melancholischer Blick heftet sich dabei oft gedankenverloren an den Horizont — Erkenntnis-erwartend oder Erkenntnis-gewonnen wird nicht ganz klar.

Zusätzlich kündigt er eine Art virtuelle Tour via Noon Chorus an. In chronologischer Reihenfolge wird er uns seine fünf bisher veröffentlichten Alben in einer Reihe von Solo-Konzerten kredenzen, die ab dem 10. September jeden Donnerstag stattfinden werden. Am 15. Oktober, also am Vortag der „Sundowner“ Veröffentlichung, folgt dann seine Debüt-Aufführung.

VÖ: 16. Oktober 2020 via Dead Oceans