Text: Oliver Schröder, 26. April 2019

OMG! – Wohl kaum ein Ausdruck wird so inflationär verwendet. Jeder zweite Internetkommentar beginnt, endet oder besteht ausschließlich aus diesen drei Buchstaben, ohne auch nur irgendetwas auszusagen. Kevin Morby haucht ihnen wieder Seele ein, und zwar mit allem Drum und Dran. Seine Version von „Oh My God“ ist dabei das Gegenteil einer mal eben dahergetippten Kurzmitteilung: eine Doppel-LP mit opulenten Klavierpassagen, spirituellen Texten, gottesdienstartiger Folk-Atmosphäre, und Gospelchören. Deep und erhebend. Das für ihn typische Augenzwinkern stets inklusive.

Wie schon bei jedem seiner vorherigen Alben fragt man sich auch hier vor dem ersten Reinhören, wo die Reise hingehen wird. Morby war bei der Präsentationsweise seiner Musik bisher nicht unbedingt immer eindeutig. Sanfte Haken schlagend bewegte er sich zwischen verblassenden sepiafarbenen Tagträumereien, hochauflösenden Pop-Arrangements und schlicht-eingängigem Punkpop-Gekritzel. Sowohl die thematische Klammer als auch die Ausgestaltung der Stücke erscheint ausgerechnet auf diesem verhältnismäßigen Mammutwerk deutlich homogener und abgerundeter, ohne das verschmitzte 60s-DIY-Feeling zu verlieren, das Morbys Musik bisher ebenfalls immer gekennzeichnet hat. „This one feels full circle, my most realized record yet,” sagt Morby und wir antworten ihm darauf nur noch eines: Amen.

26.01.2020 Mainz – KUZ (verlegt vom 8.11.)
27.01.2020 Köln – Kulturkirche (verlegt vom 22.11.)
29.01.2020 Berlin – Heimathafen Neukölln (verlegt vom 4.11.)
30.01.2020 Leipzig – UT Connewitz (verlegt vom 3.11.)
31.01.2020 München – Feierwerk (verlegt vom 21.11.)

VÖ: 26. April 2019 via Dead Oceans