Text: Tim Brügmann, 04. Februar 2021

You’re angry and you don’t know why. Überstunden, verreckte Karre und der öffentliche Nahverkehr vollgestopft wie eine Büchse Sardinen. Selten wurde die Frustration der englischen Arbeiterklasse in derart Moshpit-fähige Songs gepackt, wie bei Kid Kapichi aus Hastings. Wer auf die latent arrogante Schnoddrigkeit von Kasabian-Frontmann Tom Meighan oder den Nasenbluten-Punk von Slaves steht, für den haben Kid Kapichi unter dem Titel „This Time Next Year“ das nächste große Ding geschnürt.

Und tatsächlich haben wir es beim Debüt der vier Engländer mit einem echten DIY-Album zu tun, welches zwar schon vor der anhaltenden Pandemie seine ersten Schritte nahm, aber erst im Lockdown von Co-Sänger und Co-Gitarrist Ben Beetham final gemixt, seine imposante Form annahm. Auf zwölf Tracks präsentieren uns Kid Kapichi eine von Frustration befeuerte Pub-Schlägerei, die unverschämt direkt in die Hüften geht. Auch wenn einige der Tracks, wie das fiebrig-rotzige „Sardines“ oder die Single „Thugs“, schon eine Weile das Internet und die Pre-Corona-Bühnen Europas heimgesucht haben, besticht „This Time Next Year“ durch eine imposante Hit-Dichte.

Getreu dem Motto All Killer, No Filler zeigen Jack Wilson, Ben Beetham (beide Gesang/Gitarre), George Macdonald (Drums) und Eddie Lewis (Bass), aus welchem Holz sie geschnitzt sind und welch Wirbelstürme sie aus einem Pint-Glas zu erzeugen in der Lage sind. Und so ist es auch kein Wunder, dass sich der Name Kid Kapichi bereits in die alternativen Rock-Charts des Empires gebrannt hat und Bands wie Frank Carter das Quartett für ausgedehnte Live-Abrisse verpflichtet haben. Einzig die etwas mangelnde Experimentierfreude und das Fehlen von Vorab-Singles wie „Household Shame“ trüben den ansonsten begeisterten Ersteindruck.

„This Time Next Year“, ein Titel, der derzeit für unsere Hoffnungen steht, wie kaum ein anderer, aber auch Sinnbild für ewiges Aufschieben und Träumen ist. Kid Kapichi haben sich jedoch dazu entschlossen, im Hier und Jetzt zu Klotzen und machen es uns damit umso schwerer, eine baldige Release-Torunee nicht allzu krampfhaft herbeizusehnen!

VÖ: 05. Februar 2021 via Kid Kapichi