Text: Stefan Killer, 18. November 2019

Dass Instrumentalgruppen gern in tiefgründigen Gewässern fischen, ist nichts Neues. Sei es das Spiel mit Assoziationen wie Licht und Dunkel oder eine wortlose Kritik an Missständen, die Motive der Musiker sind oft moralischer wie politischer Natur. Auch Kokomo aus Duisburg ist da keine Ausnahme. Und „Totem Youth“, ihre neue Platte? Ein Fenster zur Schwere unserer Welt.

So pathetisch sich das liest, so passend ist das Bild. „Totem Youth“ klingt besonders in der ersten Hälfte der sechs Stücke nach gefühlsarmem Hin-und-her-Zerren – im wahrsten Sinn des Wortes – und bedrückenden Mächten. „Sterben am Fluss“ und „Hold Me Closer, Unknown Dancer“ sind walzende Postmetal-Furien. Dann tritt mit „Narcosis“ ein eher melodisches Quintett auf. Die mehrstimmigen beziehungsweise -riffigen Vorzüge dreier Gitarren rücken mehr und mehr in den Vordergrund. Und das steht Kokomo gut, denn selbst die hintergründigen Figuren ändern ab und an die assoziativen Grundgedanken beim Hören. Ohne diese Momente wäre „Totem Youth“ vermutlich nur eine weitere Post-X-Platte.

Stücke wie „Der Vogelmann“ oder die Gasteinlage des Sängers von Her Name Is Calla machen das Album aber zu etwas mehr als die Nullachtfünfzehn-Halltriole. Es passt hervorragend in diese Zeit der (politischen) Orientierungslosigkeit. Und so bleibt Kokomo weiterhin einer der Vertreter, die im Genre was zu sagen haben.

20.12.2019 Duisburg – Djäzz

VÖ: 15. November 2019 via Dunk!Records / I.Corrupt.Records