Text: Michael Smosarski, 21. November 2016

Der Einsatz von Streichern in der Indie-Musik, unironisch und ohne dissonante Brechungen – das gab es doch zuletzt in den Neunzigern, oder? „Tonight, Tonight“ von den Smashing Pumpkins kommt einem in den Sinn aus jenem schwelgerischen Jahrzehnt, in dem Schmonz und authentischer Gefühlsausdruck so schmerzlich nah beieinander lagen. In den späten 90ern begann auch Kristofer Åströms Karriere. Das Singer-Songwriter Urgestein hat nun eine Live-Platte veröffentlicht, die genau diesem fast schon anachronistischen Impuls zum ungehemmten Schönklang folgt. Gemeinsam mit dem Göteborger Symphonieorchester erfüllte er sich im März 2013 den Traum, seine akustischen Kompositionen mit orchestralen Elementen anzureichern und live zu performen.

Für die Aufnahme dieses Events durfte nur Equipment zum Einsatz kommen, das vor 1977 produziert wurde. Das Ergebnis ist klanglich exquisit. Jeder Anstrich der Violinen, jedes Kratzen der Cellos wird abgebildet – und erzeugt so einen Kontrast zu den teils etwas lieblichen Arrangements der Streicher. Man versteht jedenfalls gut, dass Åström während der Aufführung immer wieder grinsen musste. Er muss sich gefühlt haben wie jemand, der mitten in einem Traum aufwacht und feststellt, dass er gar nicht schläft – und so dürfte es auch Fans gehen, wenn sie diesen akustischen Leckerbissen in seiner vollen (dreistündigen!) Länge genießen dürfen.

VÖ: 18. November 2016 via Startracks