Text: Nico Beinke, 09. Juni 2020

Sam Eastgates zweites Album „GENE“ als LA Priest ist bemerkenswert. Niemals zuvor kam es mir nur annähernd in den Sinn, die Namen dreier Künstler in einer Rezension zu verwenden, deren Schaffen kaum unterschiedlicher klingen könnte: Aphex Twin, Ariel Pink und Arthur Russell. Was scheinbar so gar nicht zusammengeht, hat der Priester – dessen Kirche ich nur zu gerne angehören mag – bereits in „GENE“ eingebaut, denn hierbei handelt es sich zuvorderst um die analoge Drum-Machine dieses Namens, erträumt und innerhalb von sechs Monaten erbaut. Immer eine gute Idee, Voraussetzungen zu ändern und Herangehensweisen zu hinterfragen, was nicht immer darin gipfeln muss, sich im Ingenieurwesen zu verdingen. Stumpf gesagt: „Es zählt was hinten raus kommt“. Und wenn das dank „GENE“ so klingt wie „GENE“, dann soll es auch so heißen. Got the point!

It was more usefull than my other equipment, everything on this record is based around that machine.

Ebenfalls bemerkenswert ist der Verlauf, den dieses Album nimmt. Angefangen mit dem einleuchtenderweise „Beginning“ genannten ersten Track, der voll und ganz nach den frühen Großtaten Yeasayers klingt, einschließlich der tänzelnden Gesangslinien. Während wir an zehnter Stelle („Black Smoke“) bei einer düsteren Elegie landen, die ganz sicher auf Radioheads „Kid A“ Platz gefunden hätte.

Das Album nimmt eine interessante Wandlung von ursprünglicher Fröhlichkeit, zu einer düsteren, eindringlichen Note. Delay auf der Stimme, zu Drone-basierten, Aphex Twin-ähnlichen, verfremdeten Acid-Sounds, läutet Eastgate ab „Open My Eyes“, an fünfter Stelle der Tracklist, die schweren Klänge ein, die die hängenbleiben werden. Und die, die dieses Album zu einer Art Yin/Yang-Inkarnationen des LA Priest werden lassen. Wenn es eines Beweises bedarf, dass das Format „Album“, als eine Art Reise durch Klang und Zeit nach wie vor unverzichtbar bleibt, dann ist er durch „GENE“ erbracht worden.

28.10.2020 Berlin – Urban Spree

VÖ: 05. Juni 2020 via Domino Records