Text: Stefan Killer, 27. Juni 2017

Das Debütalbum des Krautrock-Trios LeVent offenbart gleich zu Beginn dessen größte Stärke: tiefe, meist langsam getriebene Grooves, die sich atmosphärisch im Raumhall wiegen. Der Eindruck bestätigt sich auch bei einem Blick auf die Besetzung. Denn anders als bei gewöhnlichen Rocktrios setzen die Berliner nicht auf eine normal-gestimmte E-Gitarre, sondern auf deren tiefergelegte Bariton-Variante. Früher wurden solche Hybride zwischen Bass und Gitarre verwendet, um etwa Tick-Tack-Basslinien in der Country-Musik der 1960er Jahre mehr Ausdruck zu verleihen. Bei LeVent hingegen gibt sie meistens schaltend und waltend zusammen mit dem Bass die Gangart der einzelnen Stücke vor.

Mal wirkt das Spiel kühl und glockenklar, mal erlebt der Zuhörer die Wärme der verzerrten Obertöne. Songs wie „Curious“ oder „Empathy“ decken die gesamte Bandbreite der größtenteils experimentellen Pop-Arrangements auf dem Album ab. Einziges immer wiederkehrende Merkmal ist der gelangweilt-erzählende Stil der Sängerin – was jedoch in keinem Stück negativ auffällt. Im Gegenteil: Eben der Gesang und das Baritonspiel Heike Rädekers machen die Songs von LeVent zu einem vollkommenen Roadtrip. Frohsinn und Fans fröhlicher Melodien sind hier fehl am Platz. Um die musikalische Reise mit dieser Band antreten zu können, bringen Hörer am besten den stets hart kickenden Bleifuß des Schlagzeuger mit, eine hohe Affinität zu tiefen Grooves und eine ausgeprägte Nackenmuskulatur, um auch mit dem Kopf stets auf Kurs zu bleiben.

05/08/2017 Friedland – Jenseits von Millionen Festival
24/08/2017 Berlin – Pop Kultur
21/09/2017 Hamburg – Reeperbahn Festival

VÖ: 30. Juni 2017 via A Recordings