Text: Oliver Schröder, 31. März 2020

Another VU: Schon amüsant, wie der alte Rock-Dinosaurier in der Platteninfo einfach ignoriert wird, der es sich auf dem abgewetzten Sofa im Aufnahmestudio ohne jede Zurückhaltung gemütlich gemacht hat. Er heißt Lou und hat seine Freunde John, Moe und Sterling gleich mit eingeladen. Direkt dahinter stehen Lewsberg und spielen ihr zweites Album ein.

Was Green Day vor gut zehn Jahren als Foxboro Hot Tubs mit dem Garagen-Rock der Sechziger machten, übertragen die Niederländer hier sozusagen auf The Velvet Underground. „In This House“ stammt demzufolge vollständig aus dem Baukasten des NCY-Avantgarde-Rocks. Wobei das schon recht allgemein formuliert ist, denn Lewsberg klingen durch und durch wie eine VU-Reinkarnation. Vor allem Arie van Vliet gelingt es, Lou Reeds Nichtgesang in allen Facetten perfekt zu imitieren.

Zusammen mit Schrammelgitarren und monotonen Drums werden so Fragmente alter Klassiker wie „I Can’t Stand It“, „Rock & Roll“ oder „Ocean“ zu neuen Songvarianten zusammensetzt. Mit Stücken wie „Left Turn“, „From Never to Once“ oder „The Door” fühlt man sich ohne Eingewöhnungszeit direkt vertraut. Als Hörer kann man sich also in eine neue Gegend wagen und gleichzeitig stets im Zentrum seiner Komfortzone bleiben. Der NME bezeichnete Lewsberg bereits letztes Jahr als „Rotterdams Antwort auf The Velvet Underground“. Wer die zugehörige Frage nicht schon jahrzehntelang im Plattenregal stehen hat, kann mit „In This House“ frischen Wind in seine Playlist bringen, ohne in Dadrock-Verdacht zu geraten. Allen anderen bescheren die zehn Stücke einen nostalgischen, aber kurzweiligen Spaziergang down the memory lane.

VÖ: 27. März 2020 via Lewsberg Records