Text: Christoph Walter, 25. März 2021

In seinen musikalischen Anfangstagen in den Nullerjahren war Emil Svanängen alias Loney Dear einer der vielen Indie-Gitarrenmänner, die allein schon mit ihrem charmanten schwedischen Akzent für Verzückung sorgten. Im Laufe der Zeit wandte sich Svanängen dann aber immer komplexeren, ausgefeilteren Kompositionen zu und heimste dafür höchstes Lob aus aller Welt ein. Inzwischen ist der Schwede bei Real World Records gelandet, dem Label von Peter Gabriel, der seinen Schützling gerne als Europas Antwort auf Brian Wilson anpreist.

Ein freundlich gemeinter, aber eigentlich überflüssiger Vergleich, denn die Songs und Alben von Loney Dear wissen durchaus auch ohne den Griff ins Referenzkästchen zu überzeugen. Das aktuelle Album „A Lantern And A Bell“ macht da keine Ausnahme — trotz einer knapp bemessenen Dauer von weniger als einer halben Stunde und minimalistisch gehaltener Instrumentierung. „Mute / All Things Pass“ macht gleich zum Auftakt klar, wohin die Reise im Folgenden geht: Sanftes Piano, etwas Hall, ein paar diffuse Geräusche, eine melancholische Grundstimmung und natürlich Emil Svanängens einnehmender Falsettgesang sind die Elemente, die sich wie ein roter Faden durch die neun Stücke ziehen. Besonders geglückt sind dabei die Songs, die gleich noch ein Stück zurückgenommener daherkommen. Bei „Habibi (A Clear Black Line)“ hat man direkt ein knisterndes Kaminfeuer und ein auf dem Klavier abgestelltes Gläschen Whisky vor dem inneren Auge, während beim an den frühen Elton John erinnernden „Last Night / Centurial Procedures (The 1900s)“ das Lesen des Titels fast mehr Zeit in Anspruch nimmt als das Lied selbst. Auch bei „Darling“ mit seiner wohligen Schlaflied-Melodie hätte man gerne etwas länger zugehört als nur anderthalb Minuten.

Zum Glück kann man ja nach dem Verklingen der letzten Takte gleich wieder von vorne anfangen und sich noch ein Weilchen länger geborgen fühlen mit dieser schönen, Trost spendenden Platte.

VÖ: 26. März 2021 via Real World Records