Text: Oliver Schröder, 10. September 2021

Es ist ja nicht oft der Fall, dass Bands mit dem Alter immer unberechenbarer werden. Viel zu oft wird das ursprüngliche Erfolgsrezept variiert und das Gesamtwerk mit immer dünner werdenden Aufgüssen verwässert. Oder man bleibt in den alten Hits stecken, die so lange betourt werden, wie das Publikum dafür zahlt. Low haben in ihrer Geschichte auch nicht immer nur Aufregendes veröffentlicht, dafür sind die spannenden Episoden umso hervorragender. Aktuellster Beleg: „Hey What“

Immerhin konnte man dieses Mal damit rechnen, dass es unberechenbar werden würde. Der Schock kam ja bereits 2018 und hieß „Double Negative“. Wer das Duo Sparhawk/Parker seit den Neunzigern begleitet, musste bereits einige Häutungen der Band durchstehen. Steckte man die beiden zu Anfangszeiten noch in die Slowcore-Ecke, muss man knapp dreißig Jahre und 13 Alben später feststellen, dass man ihre Musik am besten mit dem Bandnamen betitelt. Es gab ja schon vorher immer wieder leichte Ausbrüche im Low-Kosmos. „The Great Destroyer“ ließ beispielsweise mit seiner ungewohnten Dynamik schon vor 15 Jahren aufhorchen.

Umso atemberaubender die Kompromisslosigkeit, mit der nun die Stücke in Szene gesetzt werden. Irgendwie hat sich gar nicht so viel verändert, irgendwie aber auch alles. Ein Rauschen und Fauchen ist zu Beginn des Albums hörbar. Nichts, was annähernd nach Song klingt. Es dauert ein paar Momente bis die beiden die Kontrolle über das Geräusch erlangen, aber dann ist völlig klar: Das sind ganz eindeutig Low. Und so geht es im Verlauf von „Hey What“ weiter. Der Kontrast aus ohrenbetäubendem Lärm und zarter Schönheit verstört und tröstet in einem Rutsch. Und so betörend schön wie hier, gibt es das nirgendwo anders.

03.05.2022 Köln – Kulturkirche Köln
09.05.2022 Hamburg – Uebel & Gefährlich
10.05.2022 Berlin – Festsaal Kreuzberg
11.05.2022 (AT) Wien – Wuk
13.05.2022 (CH) Lausanne – Les Docks
14.05.2022 (CH) Zürich – Mascotte

VÖ: 10. September 2021 via Sub Pop Records