Text: Stefan Killer, 26. Mai 2021

Ehe Corona ihnen einen Strich durch die Rechnung machte, hatte Mannequin Pussy über ihre Heimat Philadelphia hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt. Die bislang veröffentlichten drei Platten kamen gut an, die Tournee durch die Staaten war gebucht. Doch, wie wir alle wissen, ist das öffentliche Image bis dato nur noch ein digitales, das Promo-Liveset eher Heimkino. Um diesen seltsamen Meta-Zustand einzufangen, traf sich das Punktrio im Studio und hat die „Perfect“-EP aufgenommen.

Los geht es mit den zwei noisepoppigen Nummern „Control“ und „Perfect“, die live vermutlich im letzten Drittel des Gigs für Jubelsprünge sorgen würden. „To Lose You“ zeichnet das melancholisch hoffnungsvolle Bild der daheimgebliebenen Jugend, die nur noch digital feiert, perfekt nach. Daraufhin widmet sich Leadsängerin Missy Dabice im Hintergrund nur noch ihrem Instrument, der Gitarre, und überlässt ihren Mitmusikussen Bear Regisford (Bass) und Kaleen Reading (Schlagzeug) die furios bretternde Punk-Wurzelbehandlung: In „Pigs Is Pigs“ ist kaum noch etwas übrig von dem zart dahinlärmenden Honigkuchenpferd, das „Perfect“ bis zu dem Song ist.

Abschließend lässt sich die Konzertsaison 2020/2021, dieser absurde Zustand von einem musikalischen Dasein, nur noch mit einem Schulterzucken und Lächeln wegwinken. Wie aus einem Traum heraus haucht Mannequin Pussy in gedämpfter Form („Darling“) das seelische Rampenlicht wieder ein – oder versucht es zumindest. „Perfect“ ist unterm Strich das, wonach sich jeder Mensch während der vergangenen Monate gesehnt hat: ein kurzweiliger Zeitvertreib, ein nicht zu arg reflektierter Moment. Und live hätte der sicherlich nachgehallt. Naja, hoffentlich 2022 dann.

VÖ: 21. Mai 2021 via Epitaph Records