Text: Maximilian Heß, 10. September 2021

Matthew E. White war der Inbegriff des Hype-Künstlers 2013. Damals hatte der US-Songwriter gerade sein Solo-Debüt “Big Inner” veröffentlicht, das eingeschlagen hatte wie eine Bombe. Zehn ungewöhnlich ruhige Jahre und nur zwei Alben später veröffentlicht er nun seine vierte Platte “K Bay”. In dieser frönt er wieder seiner Liebe zu alter Popmusik.

White ist dafür bekannt, nicht vor eher avantgardistischen Ansätzen zurück zu schrecken. Entsprechend überraschend ist es, dass “K Bay” ein konsequent poppiges Album ist. Natürlich ist White jetzt nicht nahtlos in den Breiten-Pop gewechselt. Aber in Songs wie “Nested” wird deutlich: White fühlt sich wohl in Instrumentals zwischen Post-Punk und griffigem Pop und Melodien die schräg genug sind um den geneigten Nerd zu befriedigen, aber catchy genug, dass man sie trotzdem nicht aus dem Ohr bekommt. Über allem singt White mit seinem unverwechselbaren Stakkato über Privates, Politik und Natur, eine thematische Bandbreite, die man so auch noch nicht von ihm gesehen hat.

Dabei schafft “K Bay” es nicht, das durch Songs wie “Electric” oder “Judy” geschaffene Niveau zu halten. In solch guten Momenten erinnert der Sound an Roxy Music, die Dynamik an Sweet und die Hooks an die Monkees. Den Refrain von “Judy” ist einer der catchigsten seit langer Zeit. Dabei finden sich auch immer wieder Ausflüge in Disco- und Big Band-Sounds — Retro eben. Neben einigen solcher Highlights hat das Album sonst viel Standardkost zu bieten. In seiner Gesamtlänge ist das Album weniger Brian Ferry und mehr Robert Foster: Ganz guter, dynamischer Pop-Rock mit klaren Einflüssen aus Post-Punk und Retro-Gefilden. Musik, die bestenfalls mitreißt, oft allerdings keine zehn Sekunden nach Ende des Songs vergessen ist.

Matthew E. White bleibt schwierig einzuschätzen, daran ändert auch “K Bay” nichts. Einerseits zeigt der Songwriter immer wieder, dass er sowohl das Talent als auch die handwerklichen Fähigkeiten hat, große Pop-Momente zu schaffen. Sein großes Problem ist dabei seine Inkonsistenz. Da kann es, in einer Zeit in der Acts wie die Vintage-Wunder-Teens von The Lemon Twigs quasi jährlich ein besseres Album releasen, schwer sein, seine Lücke zu finden. Um nicht missverständlich zu sein: “K Bay” wird allen Fans von Pop nach Vorbild der Siebziger Jahre großen Spaß machen. Zur Großartigkeit, die vielleicht wieder einen Hype um Matthew E. White auslösen könnte, fehlen aber leider ein paar Prozent.

VÖ: 10. September 2021 via Domino Records