Text: Tobi Kirsch, 09. April 2019

Ein Mammutprojekt von Matthew Herbert findet seine Entsprechung auf Tonträger. Letztes Jahr tourte sich Herbert durch europäische Großstädte und musizierte mit einer großen Gruppe von jeweils lokalen Musikern als Protest gegen den britischen Brexitplan.

Ich hatte das Glück, gerade in Madrid zu sein, als dort die Big Band einen großen Auftritt hatte. Der Leiter des Projekts betonte auf der Bühne immer wieder, dass es wichtig sei, der aktuellen Entwicklung Positives entgegen zu stellen. Das traf nicht nur auf Zustimmung, die traditionell dem Thema Britannien skeptisch eingestellten Spanier vor Ort waren nicht alle für ein zweites Referendum, es kam zu Buh-Rufen. Musik kann die internationale Bereitschaft zur Zusammenarbeit natürlich dennoch gut transportieren und so wurde das anwesende Publikum trotz sperriger Zwischentöne gut zum Tanzen gebracht.

Auf Tonträger ist das Album eines, zu dem man sich in Ruhe hinsetzen sollte, wenn man sich auf etwas Neues einlassen kann. Matthew Herbert weiß, wie man Musik so inszeniert, dass sie trotz schwer konsumierbarer Kompositionen im Gesamtbild ansprechbar ist. Insofern hat hier der richtige Künstler dieses komplexe Thema kongenial umgesetzt. Dabei wird einem noch einmal bewusst, in welch absurde Situation sich die politischen Akteure auf der Insel und auch auf dem europäischen Festland gebracht haben. Es ist zu wünschen, dass sich auch mit diesem Stück Musik einige Knoten in den Köpfen lösen können.

VÖ: 29. März 2019 via Accidental Records