Text: Stefan Killer, 21. Dezember 2020

Zum Jahresausstand lassen es die Postpunk-Krawallos von Melt Downer standesgemäß krachen: Mit „III“ liefert das Trio nicht nur Systemkritik mit Augenzwinkern, sondern auch genau die ungenierte Krachplatte, zu der sich dieses Drecksjahr gebührend wegballern lässt.

Da verwischt der achtzigerkonforme Flanger-Effekt die geradlinig polternden Punkriffs, während die Männer dem patriarchatsschwangerem Neoliberalismus ihren Unmut ins Gesicht spucken („The Corporate Identity“). Doch bevor jetzt fälschlicherweise Gang of Four oder dergleichen in den Sinn kommt, gleich vorweg: Melt Downer sind eher an der Noise- und Hardcore-Werkbank der Zunft anzusiedeln („Gross White“).

Wolfgang Möstl, Mario Zangl und Florian Giessauf übertreiben es gern mit dem Gain-Regler, erzeugen ihre Musik aus Störfaktoren – textlich wie tonal. Wer Klargesang sucht, geht leer aus. Filigrane Klangflächen sind weit. All der Fuzz der Welt spiegelt sich in der Musik von Melt Downer wider und puncht sich in Form wütend hallender Erzählungen ins Gedächtnis („Gothic Fiction“).

Was am Ende von „III“ hängenbleibt, ist ein Album, das tief im England der 1980er-Jahre und zugleich von heute verwurzelt ist. Grunge entwachsen und Math überspringend frönt Melt Downer einer Art Rockmusik, die das latent aggressiv vorherrschende Grundrauschen dieses Ausnahmejahres in acht drückenden Songs perfekt konserviert. 2020: Knockout.

VÖ: 22. Januar 2020 via Numavi Records