Text: Oliver Schröder, 28. Juni 2017

Viel Lärm um ziemlich viel: Ein aufgepumpter Bass führt uns durch ein Geschehen, das fortwährend so wirkt, als würde es in der nächsten Sekunde explodieren. Es kreischt, fiept und schlägt wild um sich, der Referenzkatalog rattert. Man kommt mit dem Blättern nicht hinterher: METZ, Sonic Youth, Steve Albini lassen sich aus dem Noise-Fiasko noch herauslesen, dann wirft uns die nächste Gitarren-Eruption einfach um.

Letzte Ausfahrt Duden: „Lärm – laute, durchdringende Geräusche“ heißt es da passenderweise. Und das würde als oberflächliche Beschreibung dieses Brockens auch vollkommen ausreichen, allerdings ist „Melt Downer“ viel mehr als nur das. Das österreichische Trio Möstl, Zangl (Mile Me Deaf, Killed by 9V Batteries) und Giessauf (Torso, Red Red Red, Das kleine deutsche Eck) liefert zwar kaum Haltepunkte in Form von wiedererkennbaren Melodien, aber dafür gestaltet es ihre Stücke höchst abwechslungsreich und nuanciert.

Hochgeschwindigkeitsorgien wie „Junkademy“ oder „The Leisure Death“ stellen dabei immer mal wieder die Verhältnisse klar: Ohrenbetäubend industriell, hoch verdichtet und ultraverzerrt. Dazwischen findet sich ein ganzer Noise-Kosmos zwischen explodierender Radikalität und experimenteller Spielfreude. „Sri Lanka“s improvisierter Mittelteil klingt beispielsweise wie Can auf Marschierpulver, „Back Down For The People Of The Past“ als wären Thurston Moore rot lodernde Hörner gewachsen. Schließlich befördert uns das knapp halbstündige „Downer“ endgültig in eine Doom-Hölle aus schwarzem Rauschen. Das ganze wird obendrein auch noch mit einer dermaßen unprätentiösen und geradezu sachlichen Selbstverständlichkeit dargeboten, dass einem nur die die Spucke wegbleiben kann.

Melt Downer haben mit ihrem Album nicht weniger als die Poesie des Krachs neu erfunden und für dieses Hörerlebnis riskiert man gerne das bisher gute Verhältnis zu den Nachbarn.

VÖ: 30. Juni 2017 via Cut Surface / Numavi Records