Text: Felix Mossmeier, 30. April 2021

Mine ist die Antwort auf die Frage, ob es Deutschpop auch ohne ein beschämt auf die eigenen Schuhe starren gibt. Jenseits von, sich gegenseitig in ihrer Bedeutungslosigkeit überbietenden, Deutsch-Pop-Texten, die dankbar von den großen Radiostationen rauf und runter gedudelt werden. Natürlich gibt es noch weitere Ausnahmen, aber Mine ist eine ganz besondere. Bei ihr geht es nicht um den verstörend rosanen Eigenheimtraum, Menschen die immer tanzen oder nur mal kurz die Welt retten müssen. Mine nimmt sich der großen Themen an – aber mit einer Ernsthaftigkeit und Eleganz, deren Verbindung auch wieder verstören kann.

Da ist zum einen immer wieder das ganz große Besteck mit Streichern. Und zum anderen Musikvideos zu den Singles wie „Elefant“ (Video) oder „Unfall“ (Video) die schon in sich absolute Kunstwerke darstellen. Mine ist Perfektionistin und das merkt man ihrer Gesamtperformance in jeder Sekunde an.

2020 war natürlich wie gemacht dafür, ein wenig mehr nachzudenken, weil man viel Zeit mit sich selbst verbringen musste. ‚Unfall‘ fasst sehr gut zusammen, wie ich mich gefühlt habe.

Um jetzt aber nochmal auf den Punkt der Texte einzugehen und die Lobhudelei von oben zu rechtfertigen: Allein im Track „Unfall“ finden sich unzählige Referenzen, die das vergangene Jahr der meisten begleitet haben dürften. Es geht um (stumpfsinnige) Internet-Trends, voranschreitende Emanzipation und falsche Schönheitsideale. Über allem steht dann aber das Thema Migration. Im Video werden passenderweise ein Bananenboot und ein Flüchtlingsboot in Photoshop übereinandergelegt. Eine Bild das absurde Diskussionen in einer scheinbar kaltherzigen EU genauso gut auf den Punkt bringt, wie die Textzeilen „Wer hat stets genug für sich? Wer starrt hungrig auf den Tisch?“

Wer solche Themen anfassen kann, ohne dabei stumpfe Parolen zu brüllen und das auch noch musikalisch so zu verpacken, darf durchaus als Deutschpops-Superhirn bezeichnet werden.

11.11.2021 Freiburg – Jazzhaus
12.11.2021 Hamburg – Große Freiheit
13.11.2021 Dresden – Tante Ju
14.11.2021 Erfurt – Club Central
16.11.2021 Bremen – Lagerhaus
17.11.2021 Hannover – Capitol
18.11.2021 Mannheim – Alte Feuerwache
19.11.2021 München – Muffathalle
20.11.2021 (AT) Wien – Wuk
21.11.2021 (CH) Zürich – Plaza
23.11.2021 Stuttgart – Im Wizemann
24.11.2021 Nürnberg – Hirsch
25.11.2021 Wiesbaden – Schlachthof
26.11.2021 Köln – Gloria Theater
20.04.2022 Bremen – Tower

VÖ: 30. April 2021 via Virgin / Caroline