Text: Oliver Schröder, 13. Mai 2022

Unexpect the expected: Schon der Albumtitel deutet es an — es geht um Kontinuität und Brüche, um das weiße Rauschen, das uns jeden Tag mehr und mehr umgibt. Hinter dem Anagramm von „Moderat 4“ verbirgt sich allerdings eine Songkollektion, die man so eher 2018 als direkten Nachfolger des dritten Albums hätte erwarten können. Und das ist erst einmal gut so, denn Zäsuren, Auflösungen und Abspaltungen hat es in den letzten zwei Jahren genug gegeben.

Im Jahre 2022 klingt „MORE D4TA“ tatsächlich danach, als hätten sich Moderat sechs Jahre in die Kälteschlafkammer gelegt. Direkt nach dem Auftauen setzen sie genau dort an, wo sie damals aufgehört haben, „Fast Land“ folgt dramaturgisch auf „Ethereal“ und dient gleichzeitig als spannungsgeladene Einleitung, in der die Ereignisse der halben letzten Dekade in Zeitraffer an einem vorbeifliegen.

Ganz einfach war der Schaffensprozess nicht. Die Eiszeit zwischen den Mitgliedern dauerte immerhin zwei Jahre. Zwei Jahre bis die beiden Teile des Gefüges Mode- (Gernot Bronsert und Sebastian Szary) und -rat (Sascha Ring) überhaupt wieder in Kontakt treten konnten. Über Umwege landete man schließlich aber wieder bei einem Sound, der unmittelbar als Moderat-Sound identifizierbar ist, einem opulenten Flackern zwischen Popmusik und Experimentalkunst.

Interessanterweise steht nun am Ende dieses langen Prozesses ein Album, das man bei einer Band erwartet hätte, die regelmäßig alle zwei Jahre eine Platte raus haut, nicht aber bei einem Projekt, deren letztes Album im gleichen Jahr erschien, in dem David Bowie starb. Tun wir also so, als wären Moderat nie weg gewesen, vergessen die letzten Jahre und feiern „MORE D4TA“ als willkommene Rückkehr in eine etwas berechenbarere Welt.

17.05.2022 Leipzig – Werk2
18.05.2022 Leipzig – Werk2
19.05.2022 Köln – Carlswerk
20.05.2022 Köln – Carlswerk
03.09.2022 Berlin – Parkbühne Wuhlheide
29.10.2022 Offenbach am Main – Stadthalle Offenbach
11.11.2022 (CH) Zurich – X-TRA
12.11.2022 Stuttgart – Wagenhallen
13.11.2022 Hamburg – Zeltphilharmonie
12.12.2022 (AT) Wien – Gasometer

VÖ: 13. Mai 2022 via Monkeytown Records