Text: Bernd Skischally, 04. Juni 2020

Nach ihrem hochgelobten Debüt im vergangenen Sommer, nun ein Mini-Album mit sieben Songs von der neuen Band des Briten Jack Cooper (Ultimate Painting / Mazes). So ausgegoren und anschmiegsam wie auch diese Stücke klingen, ist es schade, dass es nicht zwölf geworden sind. Hätte ja so schön gepasst, versucht die Formation nach eigenem Bekunden doch auf „Annual“ die vier Jahreszeiten thematisch abzubilden. Bei Titeln wie „Flourish“, „Harvest“ und „Wynter“ fällt die zeitliche Verortung relativ leicht.

Schwerer hingegen, wie schon beim Erstling „How to Live“: Der Versuch, einen passenden Untertopf für die stilistischen Wurzeln des heranwachsenden Pflänzchens mit dem programmatischen Namen Modern Nature zu finden. Eso-Indie? Klingt nicht so sexy. Neofolk? War schon in den 1990ern nicht mehr taufrisch. Außerdem spielen die Musiker eindeutig und sehr elegant immer wieder mit Kraut-Referenzen und Jazz-Versatzstücken.

Dass Cooper vor Gründung der Band aus der Londoner Innenstadt ins Nordlondoner Waldgebiet Epping Forest umgesiedelt ist, hat sicher ihr inhaltlich wie optisch naturverbundenes Konzept beeinflusst – womöglich auch seinen Gesang. Oft haucht Cooper seine Melodien geradezu. Kitsch und plumpes Gesäusel, wie man es von vielen soften, aber weniger feinfühligen Britpopern gewohnt ist, bleibt einem hier allerdings erspart. Modern Nature klingen schon mehr nach Radiohead fürs Lagerfeuer und nicht wie die neuen Embrace.

VÖ: 05. Juni 2020 via Bella Union