Text: Oliver Schröder, 19. Februar 2021

Take Me Somewhere Nice: Stuart Braithwaite möchte den Hörer mit seiner Musik an andere, bessere Orte versetzen. Eigentlich nichts Ungewohntes, denn Mogwai erschaffen schon seit 1996 musikalische Fluchträume. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von „As The Love Continues“ erscheint dieses Anliegen aber geradezu lebensrettend. Dass man dabei vor allem auf Vertrautes und Bewährtes setzt, verstärkt diesen Effekt zusätzlich.

Denn so schnell der Wiedererkennungswert von Album Nummer 10 im Hippocampus wild um sich schießt, so wenig ist das ein negatives Phänomen. “Dry Fantasy” enthält beispielsweise ein typisches Stück Melodie aus dem seit Dekaden langsam vor sich hin rotierenden Mogwai-Wirbel, das für „As The Love Continues“ mit verpixeltem Sprühlack flottgemacht wurde. „Drive The Nail“ entwuchs dem gleichen Quadranten, aus dem auch die frühen Laut-Leise-Klassiker der „Young Team“-Ära stammen. “Fuck Off Money“ entfesselt aus einem schwelenden Brummen ein vertraut walzendes Schall-Inferno und erinnert den Hörer gleichzeitig daran, auch mal wieder die „Happy Music For Happy People“ aufzulegen. Immer noch weit von Nüchternheit oder Abgeklärtheit entfernt, hat sich seit ein paar Jahren eine gewisse Berechenbarkeit eingeschlichen. Enttäuschen können die Schotten hier dennoch nicht – ebenso wenig wie von den Socken hauen. Aber das wissen treue Hörer ohnehin. Stetigkeit ist längst fester Bestandteil der Marke Mogwai geworden. Und während viele Nachahmer langsam vollliefen und untergingen, cruisen die Schotten nebst Label Rock Action stoisch über eine See, die seit letztem Jahr mit ihrer fortwährenden Windstille vielfach für Mutlosigkeit gesorgt hat.

Mit anderen Worten: 25 Jahre nach ihrer ersten Veröffentlichung können Mogwai sowieso machen, was sie wollen. Sie haben sich und ihre Welt selbst erschaffen, vergreifen sich immer wieder an ihrer Schöpfung und kombinieren und variieren so lange, bis etwas Neues entsteht. „As The Love Continues“ ist damit ein sehr hoffnungsvoller Soundtrack zu einer virtuellen Reise, die in der Realität zurzeit nicht stattfinden darf.

21.05.2022 Berlin – Tempodrom
22.05.2022 München – Backstage Werk
23.05.2022 Heidelberg – Halle 02

VÖ: 19. Februar 2021 via Rock Action