Text: Michael Smosarski, 20. September 2019

Wenn man „Karaoke Angel“, das Solo-Debüt von Molly Sarlé, einmal durchgehört hat, fragt man sich, ob da gerade wirklich nur eine Hand voll Instrumente durch die zehn Folk-Kompositionen gegeistert sind. Denn obwohl die Singer-Songwriterin auf üppige Arrangements mit Streichern, Synthies und anderen „Extras“ verzichtet, klingt Karaoke Angel ausgesprochen dicht und atmosphärisch.

Das liegt vor allem an Sarlés Stimme und ihren Texten, denen nicht nur die Instrumentierung Platz machen muss, sondern gar Reim-Schemata und –Rhythmen. Zugunsten des Storytelling ordnen sich Melodie und Phrasierung unter, werden Zeilen elegant zurechtgebogen. Und es lohnt sich, genauer hinzuhören, was Molly Sarlé zu sagen hat: Häufig geht es um Beziehungen, die Momente des Kennenlernens, um den Wunsch nach mehr oder nach weniger – ein Porträt von Liebe und Zuneigung in der Generation Z.

Sarlés Gesang dazu ist unaufgeregt wie die getupften Arrangements, die hin und wieder Fahrt aufnehmen, nur um einen Moment später wie ein Kartenhaus im Sommer-Luftzug in sich zusammenzufallen. Ein Album, das ganz und gar nicht leichtgewichtig ist, mit dem man sich aber fühlt, als würde man schweben.

VÖ: 20. September 2019 via Partisan Records