Text: Christian Selzer, 08. März 2021

Kurz musste man sich Sorgen machen um Mouse on Mars. Statt mit Algorithmen Hirnwindungen zu verknoten, ließen Jan St. Werner und Andi Toma auf ihrem letzten Album Indiebarden wie Justin Vernon (Bon Iver) und Zach Condon (Beirut) den Gehörgängen schmeicheln. Wer damit schon das Ende aller nerdigen Verschrobenheit des Elektroduos kommen sah, lag aber falsch: Für „AAI” („Anarchic Artificial Intelligence“) stattete es die Maschinen mit mehr Macht aus denn je. Schließlich behandelt das Konzeptalbum die Frage, wie es eigentlich steht um die Künstliche Intelligenz in der Musik.

Dazu wählen St. Werner und Toma einen erfrischenden Ansatz: Nicht Technologie-Skepsis prägt das Album, sondern eine fast kindliche Neugier, neue Ausdrucksformen zu finden – auch wenn diese nicht immer leicht verdaulich sind. Mal sind es zerhackte Beats, die über kaum vorhandenen Songstrukturen rieseln, mal freidrehende Sample-Fragmente, die zum Entschlüsseln auffordern. Zwischen polyrhythmischen Grooves flackern immer wieder gesprochene Zitate über die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz auf und liefern den passenden Interpretationsschlüssel gleich mit. Mouse on Mars bürsten auf „AAI” die Algorithmen gegen den Strich und zeigen mit ihrem zukunftsfrohen Werk, dass technischer Fortschritt nicht in der Dystopie enden muss.

VÖ: 26. Februar 2021 via Thrill Jockey