Text: Jan-Frederic Goltz, 23. Juli 2021

Die Notiz am Rande zu erst: Da muss man erst zwei Platten über das Projekt Museum Of No Art rezensieren bis es einem auffällt, dass die Initialen tatsächlich M-O-N-A ergeben. Herrje, ist das so offensichtlich banal das niemand darüber ein Wort verliert oder hat niemand genauer hingesehen? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich muss gestehen: mir sticht es erst jetzt ins Auge, wenngleich mich das Werk der Musikerin Mona Steinwidder — sei es als Solo-Künstlerin oder in und mit ihren zahlreichen, sowie musikalisch vielschichtigen Projekten — schon über eine Dekade lang begleitet. Die verdammte Zeit, mein Gott.

So widme ich mich nun ihrer neuen Solo-Veröffentlichung „One Night At The Pool“ unter besagtem Pseudonym, welches über das Label Kame House erscheint. Steinwidder wagt sich unter diesem Alias weiter in die Gefilde der Experimental-Musik. Oder: Ambient. Auf insgesamt fünf Stücken, begleiten wir sie eine Nacht lang am Pool.

Das läuft dann ungefähr so ab: Ruhig. Wer bei Pool an Poolparty denkt, ist somit an der falschen Adresse. Zaghafte Klänge von der Klarinette oder Synthie-artige, flächige Sounds, rhythmische Percussions und durchaus treibend (Orchideengarten Ruse). Oder aber angenehm untermalend, fast schon jazzig („A Line Has Two Sides“, mit wunderbar platzierter Klängen aus dem Off) — je nachdem welcher Tätigkeit man gerade nachgeht. Stellenweise denkt man mehr an die stille Seen, als an den Pool, vermutlich ist das Spiel ob des Titels auch das Interessante daran. Filmischer ist der stille Pool allemal.

Apropos Stille, da fällt mir das (peinliche) Schweigen während meiner Jugend in der Nacht ein, wenn man sich in unvertrauter Zweisamkeit während der Sommerferien an einem scheinbar unbeobachtetem Ort wiederfindet — „One Night At The Pool“ kommt tatsächlich ohne Gesang aus. Lediglich „Sunbeams On Your Car“ (wie treffend) hat eine Idee von Gesang inne — und das bei der sonst so prägnanten Stimme Steinwidders in ihren Produktionen.

Ich wage es kaum auszuschreiben in der heutigen Zeit, doch das würde ich gerne mal (wieder) live sehen. In ausdrücklich jedem Titel passiert so Vieles auf so zahlreichen Ebenen: die Stücke laufen (ohne sich zu verlaufen) in eine treibende Komplexität. Die Dinge nehmen authentisch ihren Lauf, fast wie improvisiert und doch selbstverständlich und bewusst in ihrer Komposition. Musik zum Besinnen oder sich treiben lassen vielleicht, doch diese Beschreibung wird dem Werk absolut nicht gerecht. Aber ich bin ja auch kein Ambient Experte. Kann aber mit Gewissheit sagen, dass es eine gelungene Nacht war. Und hiermit entlasse ich euch in die Selbige, in der euch „One Night At The Pool“ in endlos nachhallendem Vogelgezwitscher vermutlich schwelgend zurücklassen wird.

VÖ: Juli/August 2021 via Kame House Records