Text: Oliver Schröder, 25. Juli 2018

Aber hier leben, nein danke: Nick Flessa kommt ursprünglich aus Cincinnati, Ohio. Mittlerweile arbeitet und lebt er in Los Angeles. Mit seinem ersten Soloalbum erzählt er von der schrumpfenden Großstadt, der „Königin des Westens“, der nach und nach die Einwohner davonlaufen. Dahin, wo es ein besseres Leben gibt. Drüberfliegen geht aber klar. Schließlich kann man dabei schön aus dem Fenster gucken und sich mit gruseliger Faszination vorstellen, wie es wäre, dort wohnen zu müssen. Diese thematische Klammer hält die Songs des ansonsten eher experimentellen Musikers zusammen. „Weil die Leute in LA es interessant fanden, dass ich aus einem sogenannten Flyover State komme und was ich über das Leben dort zu berichten hatte“, begründet Flessa den Titel der Platte.

Entsprechend konsequent zieht er das Konzept eigenbrötlerischer, amerikanischer Landmusik bis zum Ende durch. Die Lo-Fi-Alt-Country-Stücke trudeln wie musikalische Schnappschüsse aus den Boxen und bleiben unsortiert, aber mit beachtenswerter Intensität auf dem Fußboden liegen. Allen voran das bereits letztes Jahr veröffentlichte, episch ausufernde „Michigan“, mit dem Flessa beweist, wie ernst es ihm mit dem Genre ist. Unterstützt durch Pedal-Steel, Klavier und der Stimme von Lucy LaForge gelingt dem Musiker ein leuchtendes Bild eines oftmals tristen Szenarios. Die Stärke von „Flyover States“ liegt in dieser aufrichtigen Unmittelbarkeit der Songs. Wem also Howe Gelb in den letzen Jahren mit seiner ambitionierten Klimperei zu schöngeistig geworden ist, sollte sich mit Nick Flessa auseinandersetzen.

29.07.2018 Leipzig – Ilses Erika Biergarten
30.07.2018 Berlin – Privat
01.08.2018 Hamburg – LAB
02.08.2018 Heidelberg – Leitstelle
03.08.2018 Marburg – Q
04.08.2018 Wuppertal – Wohnschaffer Riesen-WG
05.08.2018 Köln – Heilandt

VÖ: 27. Juli 2018 via eliterecords