Text: Tim Brügmann, 04. Juni 2021

Wider dem Establishment. Ende der 1960er ging ein Ruck durch die amerikanische Country-Szene. Outlaw Country, das Aufbegehren gegen die feinen Pinkel in Nashville, war das Wort der Stunde und Johnny Cash nur einer dieser Rebellen. Satte 60 Jahre später bläst der Texaner Danny „Lee Blackwell“ Rajan Billingsley mit seiner Band Night Beats in ein ähnliches Horn und präsentiert mit „Outlaw R&B“ via Fuzz Club Records sein nunmehr fünftes Album und eine Kampfansage.

Hypnotische Voodoo-Rythmen, schneidender Psychedelic und ein gewisser Tarantino-Flair, das sind die Markenzeichen der Night Beats und ihres einzigen beständigen Bandmitglieds Lee Blackwell. Dabei erstreckt sich seine musikalische Route von seiner Heimat Texas bis hin zum verwegenen Sound der späten 60er-Jahre in San Francisco und Los Angeles. Rümpfte man 2019 anlässlich des letzten Albums „Myth of a Man“ und seiner aalglatten Produktion noch die Nase, scheint „Outlaw R&B“ gut daran zu tun, dass man Dan Auerbach (The Black Keys) wieder vom Produzenten-Stuhl geschmissen hat: Satter Fuzz, trippige Psych-Abfahrten und eine ganze Armada an nebulösen Bewusstseinszuständen heißen einen endlich wieder willkommen. Auch wenn sich die Night Beats nicht mehr ganz so sehr auf der dunklen Seite des Sounds bewegen, vermengt Blackwell auf „Outlaw R&B“ Licht und Schatten gekonnt miteinander und schwingt sich auf zu alter Stärke.

Auch wenn die ersten Takte von „Outlaw R&B“ erneut unglaubwürdig fröhlich anmuten, entwickelt das Album bei voranschreitender Laufzeit einen unheilvollen Sog, der einen tief in den Kaninchenbau zieht. Vorbei am Spaghetti Western hinein in zerklüftete Landschaften, die einst Träume waren. „Outlaw R&B“ hat keine Angst sich die Finger schmutzig zu machen und den Psychedelic-Rock entgegen aller Konventionen neu zu deklinieren. Für Blackwell stehen die Uhren wie einst 1960 auf Revolution:

‚Outlaw R&B‘ is music for the borderless, the free, the outcasts, and the forgotten. Through this medium, you escape the confines of mental feudalism and bask in the euphoric glow of psychedelic R&B. The outlaw is the runner. Those whose minds aren’t sold by perfect pitch and clean fingernails.

VÖ: 04. Juni 2021 via Fuzz Club Records