Text: Jan Sturm, 29. März 2021

Zum siebten Mal verneigt sich die Welt nun bereits vor einem der wunderbarsten Instrumente überhaupt; dem Klavier. Mit dem Piano Day, am 88. Tag des Jahres gefeiert, haben Visionär Nils Frahm und Weitere einen Tag geschaffen, der die Bedeutung des Instruments unterstreicht und Menschen auf der ganzen Welt inspirieren soll, sich diesem künstlerisch vielfältig zu nähern. Frahm wusste bereits in den letzten Jahren das ein oder andere musikalische Kaninchen aus dem Hut zu zaubern. Keine Veröffentlichung war wie die andere. Und jetzt „Graz“.

In den letzten Wochen hat er die Fährte gelegt und ein paar Stücke auf YouTube platziert. Kontextlos. Ein Konzertflügel, das war alles. Kritisch umschlichen. Was wir nicht ahnen, diese Stücke sind ein Schatz, der nun mit der Welt den Augenblick vor der wortlosen musikalischen Revolution teilt. Bislang unveröffentlichte Momentaufnahmen eines jungen Frahm, mitgeschnitten im Jahr 2009 an der der Kunstuniversität Graz. Es ist damit das erste Studioalbum, welches für das Londoner Label Erased Tapes aufgenommen wurde und bis heute unveröffentlicht blieb.

Ein vielschichtiges Werk, das die Zeit zurückdreht und die Diskographie auf den Kopf stellt. Zuweilen düster und weniger intim als der filzbeschlagene Nachfolger. Puristisch und konzentriert auf eben diesen Konzertflügel. In Spielarten des Jazz, laut und leise, verharrend im Augenblick, sich selbst genügend, um dann im nächsten Moment den Kontrapunkt zu setzen. Im harmonischen Sinne der Klassik, in dem alles wunderbar fließt und der die Geheimnisse um Frahms Erfolg offenbart. Nur genau das wusste 2009 noch niemand. Das Album geht nun heraus in die Welt und es wird uns finden. Happy Piano Day.

VÖ: 29. März 2021 via Erased Tapes