Text: David Maneke, 27. Mai 2022

Als OOI vor inzwischen drei Jahren das erste Mal mit ihrer „Ghost“ betitelten EP an die Öffentlichkeit getreten sind, hat sich auf nur sechs Tracks eine kreative Ideenfülle Bahn gebrochen, die schon damals ganz viel Lust auf mehr geweckt hat. Und bald ist es so weit, OOI werden gegen Ende des Jahres ihr erstes Album veröffentlichen. Um dieses Album gebührend anzuteasern, wird heute mit „In the Dark“ die erste von mehreren Singles im Vorfeld veröffentlicht.

Nun ist das Dunkle in der Geschichte der europäischen Bildsprache überwiegend sorgenvoll konnotiert. Die Metapherngeschichte des Dunklen ist vielfältig, reichhaltig; sei es nun als der Vorstellungsraum dessen, was im Hellen nicht gesehen werden will oder soll; sei es als Gegenentwurf zur jahrtausendealten Metapher göttlicher Präsenz als Licht der Welt– das Dunkle hat sich im Laufe der Jahrhunderte wahrlich keinen sonderlich guten Leumund erarbeitet. Man kann ja fast gar nicht anders, als eine düstere Erwartungshaltung aufzulegen, wenn ein Song „In the Dark“ heißt, aber es gibt eben diese Momente, in denen man dann überrascht wird. OOIs „In The Dark“ ist ein Song, der genau das macht.

Den Song umweht jene gewisse Scheinleichtigkeit, deren bekannteste Materialisierung Peter, Björn and Johns nie gealterter Überhit „Young Folks“ ist. Aber natürlich ist weder hier noch dort irgendetwas Leichtes dran, das Ernste wird nur sehr effektiv verschleiert. Und so wie er schon vor anderthalb Jahrzehnten durch diese fesselnde Beiläufigkeit von „Young Folks“ getrieben wurde, so treibt der Hörer auch durch „In the Dark“; wird mitgerissen und weiß nicht ganz wie. Und dann ist der Song zu Ende und er wird schon bald nach dem Hören zu einer Erinnerung, mit all den falschen Déjà-vus und schiefen Erinnerungen.

„In the Dark“ ist wirkmächtig, auch wenn der Song vom Start weg so leicht erscheint. Aber, das wundert ausnahmsweise mal nicht, der Song ist dermaßen detailverliebt produziert und arrangiert, dass er eben auch nie ins Blutarme abrutscht. Im Gegenteil, „In the Dark“ ist ein Song, der von Anfang an gefällt, dessen volle Wirkung sich aber erst entfaltet, wenn auch nach mehrmaligem Hören immer wieder eine neue Überraschung auf den Hörer wartet.

VÖ: 07. Oktober 2022 via Moon in Aries