Text: Stefan Killer, 26. November 2021

Orchards ist eine Band, die nicht erst seit Veröffentlichung ihres Debütalbums Indie-Freude verbreitet. Der Spaß an der Sache ist sozusagen Teil ihrer musikalischen DNS. Liegt vielleicht auch an der meist charakteristisch marimbaartigen Gitarre. Mal scheint sie, die Spielweisen der Mathrock-Szene auf die Schippe zu nehmen, mal klingt sie, als sei sie dem Progpop-Kitsch verfallen. Auf der neuen Ausbruch-EP „Trust Issues“ ist nur oberflächlich alles beim Alten.

Was sich geändert hat während zwei Jahren Pandemie und einer beinahe untergegangenen Debütalbum-Veröffentlichung, ist der Inhalt. Vor den Aufnahmen zu „Trust Issues“ hat sich das Quartett aus dem englischen Brighton vornehmlich für gesellschaftsfördernde Botschaften wie Chancengleichheit, Rollenumverteilungen und Toleranz eingesetzt. Doch die bekannten Zeichen der Zeit stehen nun auch auf den Lyrics-Seiten der Sängerin Lucy Evers. Etwas Freude ist auch bei ihr verloren gegangen. Zur Entstehung von „Trust Issues“ erklärt sie:

Das Jahr 2020 hat uns heftige Vertrauensprobleme beschert, daher der Name für die EP. Sie ist ein wütender, aber auch glücklicher – wir sind immer noch Orchards – Schnitt mit all den Dingen, die uns diese Vertrauensprobleme bereitet haben.

Wer nun eine coronageplagte Downer-Platte erwartet, ist dennoch falsch gewickelt. „Trust Issues“ sprudelt wieder vor melodischem Gesang und knallig zart besaiteten Klangfarben, die zwischen der Leichtigkeit mancher Katy-Perry-Songs und dem Anspruch der meisten Math- und Noisebands wanken. Und als besonderes Geschenk gibt es als Goodie aus vergangenen Tagen eine schwelgerische wie tanzbare Remix-Auswahl des Bestands. Willkommen zurück, Orchards.

VÖ: 26. November 2021 via Big Scary Monsters