Francopop aujourd’hui et pour toujours! Na gut, fairerweise muss bemerkt werden, dass das neue Album des Produzenten Mike Walti aka Organi zwar “Parlez-vous Français?” heißt, aber von den Hörenden so viel Französischkenntnisse abverlangt wie Moulin Rouge. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, ist “Parlez Vous Francais?” ein faszinierendes und doch irgendwie sehr französisches Album geworden.
Walti, der aus Oakland stammt, scheint tatsächlich in erster Linie an Klang und Arrangement von altem französischem Pop interessiert. “Parlez-vous Français?” ist ein, in bester Produzenten-Manier zusammen mit Sängerin Jessica Bailiff aufgenommenes Album, das mehr Fokus auf Instrumente als auf Songs legt. Teilweise geht dieser Fokus auf Sound sogar so weit, dass Walti die eigentlichen Songs lediglich covert und seinen eigenen Sound hinzufügt. So ist beispielsweise “Slushy” ein hypnotisch schöner Song, der eine große Ruhe ausstrahlt. Es knistert in den Gitarren, die Stereo-Stimme von Bailiff schwimmt in bester Beach-House-Manier irgendwo in den Wolken und die Drums klingen, so sexy nach 1973, dass man selbst das generische Spiel hinnimmt. Original ist der Song selbst aber von den Vaselines. Das muss nicht stören, man sollte es aber wissen, wenn man sich “Parlez-vous Français?” anhört.
A propos Français: Neben ein paar Brocken Französisch ist das Album tatsächlich ausschließlich englisch. Dabei muss man allerdings sagen, dass er das Französische auch nicht so genau nimmt. Eines der Highlights des Albums, “The North Wind Blew South” ist beispielsweise so französisch wie der Grand Canyon. Tatsächlich ähnelt der Song eher einem psychedelisch angehauchten Slowdive-Song mit Vocals, die man so eher bei my Bloody Valentine vermutet hätte. Ähnlich ist es bei “Stay The Night”: Der könnte zwar auch von Nouvelle Vague sein, ist aber sowohl textlich als auch musikalisch wirklich schwer dem Frankopop zuzuordnen.
Wirklich gut wird das Album, wenn man sich damit abfindet, dass dieser französische Ansatz mehr eine Nebelkerze ist. “Parlez-vous Français?” ist in erster Linie ein Mosaik aus verschiedenen Versatzstücken des Vintage-Pop mit einigen modernen Anleihen. In dem Rahmen funktioniert das Album auch und bietet gute Unterhaltung. Die Vokabelhefte können also getrost im Schrank bleiben.
