Text: Oliver Schröder, 17. Januar 2020

Mit neu abgemischten Anniversary-Alben im Deluxe-Format ist es ja immer so eine Sache: Oft hadert man zu Recht mit dem Gedanken, sich die alten Klassiker erneut zu kaufen und neben das Original ins Regal zu stellen. Beim Debütalbum der Pale Saints wird es vielen trotz des umfangreichen Bonusmaterials nicht anders gehen. Nichtsdestotrotz könnte es kaum einen besseren Zeitpunkt geben, sich mit diesem streckenweise recht düsteren Stück Popgeschichte noch einmal zu beschäftigen.

Vielleicht ist es auch das erste Mal, denn richtig bekannt war die Band aus Leeds in Deutschland nie. Oft tauchten ihre Songs auf Indie-Compilations auf, wo sie selbst mit ihren eingängigeren Midtempo-Nummern („Sight Of You“, „You Tear The World In Two“) neben den Singles von Bands wie den Charlatans, Ride oder Lush eher blass aussahen. Erst auf Albumlänge konnten sie einen melancholischen Sog auslösen, der auch noch 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung wenig von seiner Wirkung verloren hat.

Mit „The Comfort of Madness“ standen sie mit einem Bein noch im weißen Rauschen der Achtziger. Feedback und Noise umrahmen Songs, die angesichts ihrer Melodien eindeutig mehr wollten als nur von einigen Kritikern gelobt zu werden. Schließlich wartete das neue Jahrzehnt und damit „Top Of The Pops“ und der Britpop-Hype. So richtig wurde es dann doch nichts mehr mit dem Erfolg, was aber bleibt sind diese elf brüchigen Stücke Indiepop zwischen Melancholie und Druck. Ergänzt um zahlreiche Demoversionen und Peel-Session-Material gehört das Album sicher zu den Neuauflagen, bei denen sich ein erneutes Reinhören lohnt.

VÖ: 17. Januar 2020 via 4AD