Text: Tim Brügmann, 23. August 2022

Gegensätze ziehen sich an und das versteht dieser Tage innerhalb der deutschen Rockszene fast niemand so gut wie die Münchner Band Pirx. Auf ihrem Debüt-Album „Lamina“ schieben sich Gesteinsformationen vor niedrig hängende Wolken. Da knarzt es, nur um gleichwohl von einem sanften Synthie-Teppich abgeholt zu werden. Im Zentrum dieser Naturgewerke stehen die beiden Stimmen von Lina Seybold und Moritz Gamperl. Unterstützt werden dabei das eine Viertel der ehemaligen Kult-Formation Candelilla und der Mann an der Gitarre vom Schlagzeuger Sascha Saygin, der mit seinem harten Aufschlag das Trio komplettiert.

Das Spiel mit den Elementen, der Schlagabtausch von laut und leise, hart und weich, den beherrschen Seybold und Gamperl allein schon von Berufswegen her. Beide sind Geologen und schaffen und decken auch musikalisch Schicht um Schicht ab und tragen wieder auf, aber nie zu dick. Aber auch Elemente der Science-Fiction reihen sich ein in den Klangkosmos von Pirx, die nur allzu sehr an Stanislaw Lems Piloten Pirx erinnern. Das gibt der archaischen Musik der Münchner:innen die nötige Flughöhe und verortet „Lamina“ weitaus höher gelegen als die übliche Post-Punk-Ware der letzten Zeit. Feinsinnige Schöpfungsmucke, nennt der Pressebeileger dieses hypnotische Werk, das stets vorm Ausbruch steht, sich in den Gehörgang drängt und dort auch hin und wieder Salbe aufträgt. Kein Wunder, dass wir auf ihrem Debüt auch den Ausbruch des Cumbre Vieja auf La Palma 2021 vernehmen, der mit Spezial-Equipment einer befreundeten Vulkanologin aufgenommen wurde. Pirx klingen intensiv, titanisch und doch fragil. So wie die Natur eben auch.

VÖ: 19. August 2022 via Kommando-84