Text: Oliver Schröder, 04. April 2019

Neulich unter David Lynchs Bettdecke: Mit „Der Endless Dream“ werden dem Hörer viele Rätsel aufgegeben, die sich auch nach vielen Albumdurchläufen nicht vollständig lösen lassen. Nichtsdestotrotz fesselt Radares viertes Album unmittelbar vom ersten Moment an, macht geradezu besessen und lässt die Alltagsidylle, in der man sich gerade noch so wohl gefühlt hat, in einen zynischen Albtraum umschlagen. Die schrägen Protagonisten hat man alle schon einmal tief in den dunkelsten Ecken des Hinterstübchens leise atmen gehört. Jetzt treten sie zutage. Filmsequenzen, Kindheitsträume, unheilvolle Erinnerungen wurden hier zu sieben Instrumentalstücken verdichtet und rufen dabei alle möglichen musikalischen und cineastischen Referenzen auf: Film noir, Timber Timbre, Slint, Bohren & der Club of Gore.

Mit betörend harten Kontrasten zeichnen Fabian Bremer (Gitarre, Synthesizer), Henrik Eichmann (Schlagzeug, Klarinette), Jobst M. Feit (Gitarre, Synthesizer) und Dominik Fink (Bass, Tenorsaxophon) eine beunruhigend stille Welt, in der Raum und Zeit keine Rolle zu spielen scheinen. Die Stimmung bleibt durchgehend unheilvoll, durchzogen von wenigen, aber dafür umso wirkungsvoller eingesetzten Schockeffekten aus bizarren Jazzfiguren und Noise.

Wenn das unendlich langsame „Second Son“ dann schließlich sein Ende gefunden hat, verrammelt man die Haustür, vernagelt die Fenster und wartet im Schlafzimmer mit der Schrotflinte auf Eindringlinge. Oder man zieht sich seine beste Garderobe an, macht sich ins neondunkle Nachtleben auf und kehrt nie wieder zurück.

VÖ: 29. März 2019 via Golden Antenna Records