Text: Felix Mossmeier, 06. Oktober 2021

Gefühlsbergbau. Rahms eigene Jobbeschreibung in einem Wort klingt nach ein bisschen viel Dramatik und Pathos. Nach ehrlicher, roher Arbeit. „Für mich ist Musikmachen eine Art Bergbau, oder sagen wir: Höhlenforschung. Man schnappt sich ein paar heiße Gefühle da unten und versucht sie an die Oberfläche zu bringen. Dieses Album ist das Ergebnis meines Gefühlsbergbaus.“ Ein bisschen drüber? Wer es hier mit der Angst zu tun bekommt, den holt Rahm aber doch wieder mit seinem Humor ab: „Ich werde nicht müde zu wiederholen: Dieses Album ist nur eine neurotischere, egozentrischere Version von Rihannas ‚We Found Love‘.

Es muss uns auch klar sein, dass wir hier über ein Album sprechen, dass seit drei Jahren fertig ist. Warum es 2021 erscheint, darüber lässt sich mutmaßen. Vielleicht ist aber doch ein bisschen wie bei gutem Wein. Da kann man gerne auch bei Sätzen wie den oben mal die Stirn runzeln, aber dieses Album hat Tiefe. Rahm hat Tiefe.

Insgesamt kommt einem das gesamte Album manchmal vor wie eine große Raumfahrtmission. Von dieser Welt ist nämlich bei weitem nicht alles, was Rahm uns vorsetzt. Auf insgesamt 11 Tracks durchquert Rahm eine extrem breite Palette an Klangwelten. Viel mehr bekommt man auf eine Platte nicht drauf. Manchmal keine leichte Kost. Und dennoch ist dieses Album nicht nur etwas für Liebhaber*innen von experimenteller Musik. Es ist viel mehr: Unfassbar eigen. Unfassbar divers. Unfassbar gut.

VÖ: 08. Oktober 2021 via Made Records