Text: Christian Selzer, 13. Oktober 2021

Ankommen ist auch keine Lösung. Deshalb bleibt Philipp Dittmar – DJ, Labelmacher und Produzent – lieber in Bewegung. Auch sein Projekt Red On ist immer dann am faszinierendsten, wenn es sich in mehrere Richtungen bewegt. Am besten gleichzeitig. Dann werden Electronica, Ambient und Postrock auf eklektizistische Weise zu einem Sound vereint, dessen Geist von den Anfängen des Krautrock bis in die Clubruinen der Neuzeit hineinweht. Dieses Prinzip des Patchwork-Sounds hat Red On auf dem neuen Longplayer „Drums” weiter verfeinert. Satte Synthieflächen, mäandernde Arpeggios und irrlichternde Beats werden zu zehn losen Songformaten zusammengeführt, die einem von Ambient-mäßigem Wegdösen bis zur selbstversunkenen Hingabe alles anbieten.

Charakteristisch für „Drums” ist ein Klangbild, das digitale Artefakte integriert und trotzdem organisch und warm klingt. Die zweifelhafte Grenzziehung zwischen „elektronischer“ und „analoger“ Musik unterläuft Red On ohnehin permanent. Der Track „Slalom“ wird von zwei akustischen Drums und einem E-Bass entfesselt, während wabernde Drones für den Tiefgang zuständig sind. In „Theme for March” überwindet ein hypnotisches Arpeggio feste Songstrukturen, dazu sorgen aus der Dunkelheit tropfende Beats für Störung und Unterbrechung. „This City has no Seasons” betreibt dystopische Grundlagenforschung und könnte als musikalische Untermalung einer Endzeitvision von Philip K. Dick durchgehen.

„Drums” erzeugt mit seinen verdichteten Sounds, minimalistischen Patterns und kaum zu identifizierenden Geräuschen eine fremdartige Vertrautheit beim Hören. Wie ein Spaziergang bei dichtem Nebel. Alles ist fragil, nichts zerbricht. Hauptsache man bleibt in Bewegung.

VÖ: 01. Oktober 2021 via Verydeeprecords