Text: David Maneke, 01. August 2019

re:dasein ist ein kleines bisschen Hamburgs finest. Das Projekt besteht aus Sebastian Muxfeldt von 1000 Robota und Vale Hebel, der gleich an zwei der spannendsten Projekte aus dem Jahr 2018 beteiligt ist: Monako und die bislang leider sträflich unterschätzten Anoraque. Eine gewisse Erwartungshaltung ist also angebracht.

Tatsächlich ist zumindest der Vergleich zu 1000 Robota wenig zielführend – mit radikal aufs wesentliche reduziertem Indie hat re:dasein nun nicht viel zu tun. Im Gegenteil, die Songs auf der EP bestechen allesamt durch äußerst akribische Kompositionen. Es wird mit elektronischen Effekten und Loops gespielt, Gesang wird verfremdet, die klassische Songstruktur nicht immer radikal durchgehalten. Wo es notwendig erscheint, wird mal das Tempo herausgenommen. Den Songs tut das gut, sie wirken frei entfaltet und in der Form, die sie brauchen. So bestätigen sie meinen lange wabernden Verdacht, dass kontemporäre Popmusik mit künstlerischem Anspruch nicht immer eine gut geölte Hitmaschine sein muss. Im Gegenteil, viele der interessantesten Songs der letzten Zeit gefielen nicht durch ihre radiobility, sondern gerade durch das Ignorieren von Ansprüchen eines anachronistischen Mainstreams im Sinne der persönlichen künstlerischen Freiheit.

Aber, auch re:dasein haben ihren Hit – den leicht hörbaren Song, der aufs erste Hören von vorne bis hinten gefällt. „King Kong“ heißt er, kriegt sogar ein eigenes Video. Durch den treibenden Beat und das Spiel mit ungewohnten Melodien, die musikalisch aber ganz elegant ins Vertraute übersetzt werden, bleibt der Song im Ohr. Die Band treibt hier ihr ganz persönliches Spiel mit der bitteren Süße der Krise des kontemporären Menschen, illustriert auch sehr anschaulich durch eines der – im besten Sinne des Wortes – seltsameren Videos die ich bisher gesehen habe.

re:dasein haben qua musikalischer Herkunft gewisse Vorschusslorbeeren verdient, soweit so klar. Man sollte wie gesagt nicht den Fehler machen, die Band mit irgendeinem Vorghängerprojekt zu vergleichen – dazu sind sie aber auch viel zu facettenreich. Entstanden ist eine musikalisch sehr ambitionierte EP von Indiepop voll am Puls der Zeit.

VÖ: 02. August 2019 via re:dasein