„Whatever Happened To My Rock ‚N‘ Roll?“, fragten uns Robert Levon Been und seine Band Black Rebel Motorcycle Club noch vor genau 20 Jahren. Knapp zwei Jahrzehnte später überrascht der schwarz-gewandete Frontmann als Solokünstler mit seinem ersten eigenen Soundtrack-Album zum neuen Paul Schrader Film The Card Counter. Und auch wenn er sich auf den 13 eigens für den Film komponierten Songs in neue sonische Gefilde begibt, ist die Acid-Indie-DNA von Black Rebel Motorcycle Club immer noch deutlich spürbar.
Zeit ihres Bestehens stehen Robert Levon Been und Peter Hayes mit Black Rebel Motorcycle Club für treibenden bis einfühlsamen Indie-Rock, der auch vor breiteren Klanglandschaften nicht zurückschreckt. Fackelte die Band aus San Francisco einst mit Kollegen wie The Strokes oder The White Stripes die über den Globus verteilten Indie-Clubs ab, lassen sich BRMC im Jahre 2021 mit einem Wort am besten beschreiben: beständig. Immer noch prägt die Lederjacke das Bild des Trios und noch immer steht die Band für ausschweifende Gitarrenwände sowie düster melancholischen Indie-Folk. Auf seinem Quasi-Debütalbum überzeugt Robert Levon Been jedoch auf andere Art und Weise. Für den von Martin Scorcese produzierten Film mit Oscar Isaac in der Hauptrolle tauscht Been die Gitarre gegen Synthesizer und begibt sich in ein dunkles Blumenbeet zwischen klassischem Filmsoundtrack, Ambient und klaustrophobischem Dark Wave. Gitarre und Bass vermutet man nur leise im Hintergrund, während das Vordergründige fast schon Bond-Niveau erreicht.
Doch auch schon bei Black Rebel Motorcycle Club stellte Been unter Beweis, dass nichts über Atmosphäre geht. Sei es auf dem Piano-Stück „Annabell Lee“, diversen Intros und Interludes auf den mittlerweile acht Alben oder dem experimentellen Album „The Effects of 333“ aus dem Jahre 2008. So fremd sind die 13 Songs für The Card Counter also für geneigte Fans der Band That Broke The Floor also nicht und doch zückt Robert Levon Been hier 13 Asse aus dem Ärmel, die so spannend sind wie es der Thriller um einen Ex-Soldaten, der das Kartenzählen beherrscht vermuten lässt. Und selbst, wenn der Film den Erwartungen nicht gerecht werden sollte, gehen die Musik-Stücke für The Card Counter in jedem Fall als die mitunter ambitioniertesten B-Sides von Black Rebel Motorcycle Club durch. Experimentell, tiefschürfend und doch gar nicht so fremd.
