Text: Christoph Walter, 20. Juni 2022

In einer ganz besonders denkwürdigen Episode von „Jackass“ versucht der als Teufel verkleidete Chris Pontius, Passanten in Los Angeles davon zu überzeugen, dass der Fürst der Finsternis eigentlich ein ganz netter Kerl ist. Das funktioniert nur mittelprächtig, denn schon bald steckt Pontius Prügel von einem Typen ein, dem offenbar nicht ganz bewusst ist, dass da nur ein kostümierter Schauspieler vor ihm steht und nicht der Leibhaftige. Da gelingt es Matthew Weinberger auf dem Debüt seines Solo-Projekts Satan Club deutlich besser, den Ruf des Teufels etwas aufzupolieren. Die kleinen Teufelchen auf dem Plattencover, die lesen, an frisch gepflückten Blumen riechen oder in der Sonne dösen, sind jedenfalls herzallerliebst.

Aber das nur am Rande, denn schließlich soll es hier ja um Musik gehen. Matthew Weinberger, im Hauptberuf Gitarrist bei der Londoner Slowcore-Formation deathcrash, sagt über die Idee hinter Satan Club:

With this record, I wanted to strip back from the kind of music deathcrash makes — take away the vocals, the bass, the drums, and try and create the same kind of emotive songs with just acoustic instruments.

Übrig bleiben sieben von amerikanischem Folk inspirierte Instrumentalstücke von bis zu neun Minuten Länge, dominiert von Weinbergers feinem Fingerpicking und kombiniert mit ein paar anderen Instrumenten, wie zum Beispiel der Harfe von Aga Ujma im großartigen „Buck“. Spätestens da — nach einem Intro ist „Buck“ das erste richtige Stück der Platte — ist man fasziniert und kann kaum noch anders, als gebannt zuzuhören. Anderswo mag instrumentaler Folk eher eine unauffällige Begleitmusik für allerlei andere Tätigkeiten zu sein, bei Satan Club dagegen lässt man alles stehen und liegen, um für eine Weile in eine andere Welt abzutauchen. Teuflisch gut!

VÖ: 17. Juni 2022 via Warm Laundry Records