Text: Nico Beinke, 11. November 2020

Wisst ihr was die essenzielle Voraussetzung für annähernd jeden kreativen Prozess ist? Begeisterung. Die Begeisterung, die zigste Rezension schreiben zu dürfen, ist manchmal nicht zur Gänze ausreichend, besser die zu rezensierende Musik trägt einen kleinen Teil zur Begeisterung bei. Wenn das nicht der Fall ist, versuche ich den linken Assoziationskortex mit einem einfachen Trick zu stimulieren: Ablenkung. Ich höre also nebenbei das zu Rezensierende und spiele zusätzlich „Dr. Mario“. Wenn das nicht hilft, bin ich aufgeschmissen und schreibe das, was mir gerade in den Sinn kommt – so wie jetzt gerade.

Als ich vor etwa zehn Jahren in der Berliner Dependance von Domino Records zu Gast sein durfte, sah es dort ziemlich exakt so aus, wie ich es mir vorgestellt, bzw gewünscht hatte. Wie von Fans für Fans, mit halbmeterhohen Promo- und Zeitschriftenstapeln und einem gemütlichen Sofa für Interviews. Domino als Label für die schrägen Vertreter, der ohnehin schon schrägen Musikrichtung Indie. Bspw Alex Izenberg, LA Priest, Patrick Watson – Freak Folk zumeist, mit der Betonung auf Freak in der Ursprungsbedeutung Außenstehender. Allerdings dieses selbstgewählte Außenstehen-Wollen, Nonkonformismus als Credo sozusagen.

Dies alles trifft selbstverständlich voll und ganz auf Seamus Fogarty zu, der sich gerne in Allgemeinplätzen ergeht, „It was about creating and exploring new sound worlds“. Das Problem ist vor allem, dass sich bei mir absolut nichts regt, wenn ich seine neuen Sound-Welten während des zweites Album „A Bag Of Eyes“ höre, weshalb ich euch die eigentliche Rezension nun schuldig bleiben muss. Ich bitte diesen Fauxpas zu entschuldigen, denn ich werde mich jetzt wieder dem Dr. widmen und dabei Musik hören, die meinen linken Assoziationskortex zu stimulieren weiß. Over and out.

VÖ: 06. November 2020 via Domino Records